Samstag, 20. Juni 2020

[Rezension] Die Lichtung - Jean Hegland

Titel: Die Lichtung
Autor:  Jean Hegland
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 1. Januar 1998
Anzahl der Seiten: 298
Cover und Inhaltsangabe: © Fischer Krüger


Begonnen: 02.06.2020
Beendet: 04.06.2020



"Die Schwestern Nell und Eva, 17 und 18, leben weit außerhalb am Waldrand. Wie betäubt vom Tod ihrer Eltern realisieren sie zunächst nicht, was um sie herum geschieht. Nachrichten von Krieg und Seuchen kommen. Bald gibt es keinen Strom, keine Lebensmittel mehr. Nell und Eva sind von der Welt abgeschnitten. Gemeinsam müssen sie ihren Weg suchen, um zu überleben."




Es ist immer wieder ein tolles Gefühl, in einem Bücherschrank ein Werk zu entdecken, dass man sonst wohl nie entdeckt hätte und das sich beim Lesen dann auch noch als großer Schatz entpuppt. So ist es mir wieder einmal mit "Die Lichtung" von Jean Hegland ergangen, das von der Grundstimmung auch gut zur heutigen Zeit passt!

So ist "Die Lichtung" eine ganz andere Art von Endzeit-Roman. Es geht um die beiden Schwestern Eva und Nell, die hier plötzlich auf sich allein gestellt sind und irgendwie überleben müssen. Obwohl das Wort "Endzeit" nie fällt, so zieht sich das Gefühl des totalen Stillstands doch durch die gesamte Geschichte. Die Städte sind fast verlassen, es gibt kein Benzin mehr, keinen Strom und die Lebensmittel werden knapp.

Was genau mit der Welt passiert ist, bleibt unklar und im Grunde ist es auch unwichtig, was nun genau den großen Knall ausgelöst hat. Seien es nun Kriege, Krankheiten oder die Rückerboberung der Natur. Dem Leser wird hier schnell klar, dass die Welt das gute Recht hat, sich endlich zu wehren.

Die Geschichte von Nell und Eva ist hier sehr ruhig, aber dennoch eindringlich erzählt. In der ersten Hälfte des Buches erfahren wir erst einmal, wie sie weiterhin an ihren Träumen festhalten. Eva will unbedingt Balletttänzerin werden, während Nell davon träumt, nach Harvard zu gehen. Immer wieder gibt es Rückblicke in die Zeit, in der alles noch "normal" war. Schnell zeigt sich hier allerdings, wie anpassungsfähig der Mensch doch ist.

Die Autorin nimmt sich hier all den Dingen an, die in unserer Welt schon viel zu lange falsch laufen. Etliche Male hatte ich beim Lesen eine Gänsehaut. So zum Beispiel, als Nell sich an einem einsamen Weihnachtsabend, an dem sie sich kaum trauen, die wenigen Kerzen, die ihnen noch verblieben sind, zu nutzen, fragt, wozu sie das eigentlich tun. Eine Frage, die sie bereits drei Jahre zu vor gestellt hat, als es an Weihnachten alles im Überfluss gab.

"Die Lichtung" ist ein sehr kritisches Buch, das nicht nur die Verschwendung von Ressourcen  anprangert, sondern auch aufzeigt, wie abhängig wir Menschen doch sind. Dabei lässt die Autorin Eva und Nell hier durch diese Erkenntnis eine enorme Entwicklung durchleben.

Anfangs klammern sich diese doch sehr ungleichen Schwestern an die Hoffnung und erleben das"Erwachsenwerden" auf eine ganz eigene Art und Weise. Es geht in "Die Lichtung" auch um die erste Liebe und um die Tatsache, dass auch in solch einer Zeit das Böse nicht einfach ausstirbt.

Mich haben Nell und Eva, die hier mit vielen Problemen konfrontiert werden, tief beeindruckt. Ich habe mit ihnen gelitten, gelacht, geträumt, gehofft und vor allem mit ihnen erkannt, wie viel diese Welt doch zu bieten hat, wenn man nur genau hinschaut!

Ich habe beim Lesen einige Male weinen müssen, da die Bindung der beiden Schwestern sehr intensiv ist, beide aber gleichzeitig eigenständige Personen sind, die alles in ihrer Macht stehende tun, um weiterleben zu können. So tat mir der Abschied auf den letzten Seiten echt weh, denn ich werde Eva und Nell wirklich vermissen ...




"Die Lichtung" ist ein Endzeit-Roman, den ich so noch nie zuvor gelesen habe. Es ist die Geschichte zweier Schwestern, die erst um ihre Träume kämpfen und dann ums Überleben. Ein sehr intensiver Einblick in eine Welt, die zum Stillstand kommt, aber dennoch am Leben erhalten wird!




4 Kommentare:

  1. `Das Buch ist mir noch nie untergekommen´ - war mein erster Gedanke, liebe Jessi.
    Erst nach dem Lesen deiner Rezi ist mir aufgefallen, wann es erschienen ist und
    dann war es mir klar, warum ich noch nie darüber gestolpert bin. Meine Neugier
    hast du dennoch geweckt und jetzt muss ich mich erstmal auf die Suche machen.
    Oh, es gibt eine Taschenbuch-Ausgabe aus dem Jahr 2017. Wird vermerkt.
    Danke für die Vorstellung.
    Sei mir ganz lieb gegrüßt, Hibi

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    1. Huhu Hibi :D

      Hach ja, mir wäre es auch nie untergekommen, hätte es mich im Bücherschrank nicht angelacht. Meine Ausgabe war übrigens auch ein Leseexemplar, das damals an die Buchhändler verschickt wurde!

      Es ist wirklich ein sehr intensives Werk, dass mal eine ganz andere Art der "Endzeit" betrachtet, bei der es nicht um das "Warum" geht, sondern um das weitere existieren ohne große Träume und Ziele ... Es hat mich schon enorm berührt!

      Es gibt übrigens auch einen Film dazu! Allerdings hat er mich nicht so berühren können wie das Buch ... leider ...

      Liebe Grüße
      Jessi

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  2. Hallo Jessi,

    das klingt wirklich nach einem Schatz. Spannend, was du so alles in den Bücherschränken entdeckst. Ich habe vorhin gesehen, dass es das Buch als eBook gibt. Das wird hier wohl einziehen.

    Liebe Grüße,
    Nicole

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    1. Huhu Nicole :D

      Ich hoffe, dir gefällt es auch so gut! Ich war echt überrascht, es ist mal eine ganz andere Endzeitstimmung :D

      Es gibt übrigens auch einen Film dazu, den habe ich mittlerweile gesehen, aber der kann die Grundstimmung des Buches nicht so toll einfangen ... leider ...

      Liebe Grüße
      Jessi

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