Freitag, 24. Juli 2020

[Rezension] Der Tag, an dem Hope verschwand - Claire North

Titel: Der Tag, an dem Hope verschwand
Autor:  Claire North
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 26. Oktober 2017
Anzahl der Seiten: 640
Cover und Inhalsangabe: © Bastei Lübbe


Begonnen: 25.06.2020
Beendet: 02.07.2020





"Mein Name ist Hope Arden. Und ich bin die wohl beste Diebin der Welt. Der Grund dafür ist einfach, wenn auch erstaunlich: Niemand kann sich an mich erinnern. Seit meinem sechzehnten Lebensjahr bin ich für andere Menschen nicht mehr als ein Schatten, ein namenloses Gesicht. Ich habe keine Freunde außer Reina, mit der ich mich immer wieder anfreunde. Doch nun ist sie tot. Es heißt, sie habe sich umgebracht, aber ich glaube, dass mehr dahintersteckt. Ich werde die Wahrheit herausfinden ― und wenn ich sie erst mal ans Licht gebracht habe, wird sie niemand vergessen .."

Vom Titel und auch vom Klappentext her wirkt "Der Tag, an dem Hope verschwand" sehr unscheinbar und irgendwie auch austauschbar, von daher ging ich, als ich das Buch angefangen habe, von einem unterhaltsamen, aber eher durchschnittlichen Thriller aus. Doch dann offenbarte sich mir eine unfassbar originelle, vielschichtige und vor allem sehr kritische und intensive Story.

Selten ist mir in einem Buch eine solch originelle Protagonistin begegnet. Hope wird von allen Menschen sofort vergessen. Mit 16 fängt es an. Hopes Freunde und ihre Familie können sich plötzlich nicht mehr an sie erinnern. So wird sie schließlich immer einsamer und kann letztendlich auch keinen normalen Job annehmen - Deswegen wird sie Diebin.

Hope ist unfähig, dauerhafte Kontakte zu schließen. Dies ist ihr als Diebin allerdings nützlich, denn niemand kann sich an ihr Gesicht oder auch nur ihre Anwesenheit am Tatort erinnern. Zu Beginn der Geschichte stielt sie auf einer Einführungsveranstaltung einer App namens "Perfection" und wird schließlich mit den Gefahren, die dieses Streben nach Perfektion mit sich bringen, konfrontiert.

Die App, die angefangen mit dem Essen, dem Sportverhalten und dem Kleidungsstil wirklich alles kontrolliert und die Nutzer für "richtiges" Verhalten belohnt, spiegelt hier perfekt unsere heutige Gesellschaft wieder. Menschen wollen schlank sein, gut aussehen, den passenden Job und das passende Umfeld haben. Dafür nehmen doch viele Leute eine neue Rolle ein. So ist es auch in der Welt, in der Hope lebt und in der schon beinahe jeder die "Perfection"-App auf dem Handy installiert hat.

Mit Hope gemeinsam tauchen wir tief in die Welt der "Perfektion" ein und erleben gleichzeitig eine Protagonistin, die eigentlich auch nur endlich "gesehen" werden will. Dabei bereisen wir so einige sehr interessante Schauplätze in Dubai, Tokio, Venedig, aber auch England und Amerika. In kleinen Rückblicken sehen wir, wie Hopes Leben bisher aussah und wie sie sich nach und nach mit ihrem "Leben" arrangiert hat.

"Der Tag, an dem Hope verschwand" ist ein ungemein fesselnder und vielschichtiger Roman, der sehr viel kritisiert, aber gleichzeitig auch aufzeigt, dass man nicht in der Vergangenheit, sondern im Hier und Jetzt leben sollte.

Claire North besitzt einen sehr eindringlichen Schreibstil und treibt die Geschichte auf den 640 Seiten gnadenlos voran. Ihre Protagonistin bereist die halbe Welt und befindet sich doch stets auf der Suche nach sich selbst oder auch nur jemanden, den sie sich anvertrauen kann und der sich hin und wieder an sie erinnert. Bis zum Ende habe ich mit Hope gekämpft, gelitten und natürlich gehofft ... Solch ein unscheinbares Buch hat sich hier doch als wahres Highlight entpuppt!


Kritisch, vielschichtig, originell und temporeich. So würde ich die Geschichte der Diebin Hope beschreiben, die hier von allen Menschen vergessen wird, aber dennoch ihren Platz in dieser Welt sucht und erkämpft! Ein ungemein intensives Werk, das nun zu meinen Lieblingsbüchern zählt!


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