Freitag, 31. Juli 2020

[Rezension] Die Herren des Hügels - Niccolo Ammaniti

Titel: Die Herren des Hügels
Autor:  Niccolo Ammaniti 
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 31. März 2003
Anzahl der Seiten: 256
Cover und Inhalsangabe: © C. Bertelsmann


Begonnen: 03.07.2020
Beendet: 06.07.2020





"An einem heißen Tag im August endet die Kindheit des neunjährigen Michele. Im verfallenen Haus auf dem Hügel entdeckt er einen halbtoten Jungen. Merkwürdige Dinge spielen sich unter der sengenden Sonne Süditaliens ab. Michele findet heraus, dass der Junge entführt wurde und fast alle im Dorf und auch seine eigenen Eltern schuldig geworden sind. Auch wenn seine Angst zunächst größer ist als sein Mut, verspricht Michele seinem hilflosen Freund, ihn vor den Erwachsenen zu beschützen.
Eine tief bewegende Geschichte vom Verlust des Vertrauens, vom schmerzhaften Erwachsenwerden und vom moralischen Gespür eines Kindes, das erkennt, dass man Unrecht nicht mit Unrecht vergelten darf."

Sehr atmosphärisch beginnt dieser Roman an einem heißen Sommertag, an dem Michele mit seinen Freunden einen Hügel besteigt. Die fünf Freunde machen darauf einen Wettstreit und der letzte, der oben ankommt, soll bestraft werden. So kommt es, dass Michele ein altes, verlassenes Haus, das sich dort in einer Mulde befindet, betreten soll und dort einen Jungen entdeckt, den er erst einmal für tot hält ...

Die Geschichte wird hierbei komplett aus der Sicht von Michele erzählt, der mit seinen neun Jahren erst einmal nicht weiß, was er tun soll. Da wir alles mit seinen Augen betrachten und auch nur seine Gedankengänge verfolgen, werden wir hier natürlich erst einmal mit einer sehr naiven und kindlichen Sicht auf die ganze Situation konfrontiert - gleichzeitig ist es aber auch eine schonungslose und ehrliche Betrachtungsweise ...

Michele war hier ein Charakter, den ich von Anfang an in mein Herz geschlossen habe. Der Umgang mit seiner kleinen Schwester, aber auch sein Mut, sich seinen Freunden zu widersetzen und auch den Erwachsenen zu trotzen, hat mich hier nicht nur beeindruckt, sondern auch berührt. Michele wird im Laufe des Romans erwachsen und kommt dabei zum allerersten Mal mit der echten und mitunter sehr grausamen Welt in Kontakt.

Nicht immer ist das, was die eigenen Eltern oder auch andere Erwachsene einen vorleben und von einem erwarten/verlangen auch das Richtige. Das ist die Kernaussage dieses Romans und auch das, was Michele hier auf sehr schmerzvolle Art und Weise lernen muss.

Der gefangene Junge in dem Loch bleibt hierbei nur eine Nebenrolle. Es geht nicht um das große "Warum" hinter dieser Tat, sondern um den Mut, bei Ungerechtigkeiten nicht die Augen zu verschließen und seinem Herzen zu folgen!

"Die Herren des Hügels" ist ein Coming-of-Age-Roman, der sprachlich durch seine Schnorkelosigkeit und inhaltlich durch seine schonungslose Betrachtungsweise zu überzeugen weiß und zum Nachdenken anregt. Das Ende des Romans ist offen gehalten, weiß mit den letzten Zeilen aber dennoch zu schockieren. Sie spiegeln perfekt das Grauen wieder, das sich langsam in das anfangs so unbeschwerte Leben von Michele geschlichen hat und das ihm offenbart, wie böse die Welt der Erwachsenen sein kann ...



Erneut habe ich in einem Bücherschrank einen kleinen Schatz geborgen. "Die Herren des Hügels" ist ein intensiver und gleichzeitig schockierender Coming-of-Age-Roman über den ich noch länger nachdenken werden. Ein echtes Highlight!


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