Titel: Still
Autor: Dirk Pope
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 1. August 2002
Anzahl der Seiten: 198
Cover und Inhalsangabe: © Carl Hanser Verlag
Begonnen: 04.03.2021
Beendet: 07.03.2021
"Mariella redet nicht, nicht mit der Mutter, dem Vater, nicht mit den Goldfischen, den Lehrern oder Mitschülern. Weil ihre Eltern sich getrennt haben. Weil niemand sie verstehen will. Und weil ohnehin zu viel geredet wird. Je lauter es um sie herum wird, desto leiser wird sie. Mariellas Stille eckt an und fordert heraus. Keiner darf einfach so anders sein. Zum Glück ist da Stan, der gehörlos ist und Mariella akzeptiert, so wie sie ist. Gemeinsam mit ihm findet Mariella eine eigene Sprache. Die Begegnung der beiden bestärkt sie darin, bei sich zu bleiben und schließlich ihre Stimme doch wieder zu erheben."
Mich haben Mariellas Gedankengänge von der ersten Seite tief berührt, denn ich bin auch ein Mensch, der kaum Gefallen an Worte findet und der findet, dass die Menschen viel zu viel reden ohne wirklich etwas zu sagen. Früher, in meiner Schulzeitung war ich genau wie Mariella das Mäuschen, das nie etwas gesagt habe und ich habe mich damit wohl gefühlt - was leider innerhalb der Gesellschaft nicht akzeptiert wird.
In "Still" geht es um Ausgrenzung, ja, darum, dass die Gesellschaft mit "Andersartigkeiten" einfach nicht klar kommt. Ich mochte Mariella, die hier einfach nur ihr Ding durchzieht und sich überhaupt nicht ändern will. Es ist schön, dass sie schließlich in Stan auch jemanden findet, der sie versteht und sie ermutigt, so zu bleiben wie sie ist.
Mein einziger Kritikpunkt wäre tatsächlich die Länge dieses Romans. Auf nur 198 Seiten bleibt nicht viel Platz, alles zu beleuchten und vor allem, die Leute in Mariellas Umfeld auch zum Denken anzuregen. Beim Leser mag das mit Sicherheit funktionieren, doch ich hätte mir irgendwie interessant gefunden, wenn auch mal die Sichtweisen ihrer Mitschüler oder ihrer Eltern hervorgehoben worden wären. Auch die Tragik des Endes wirkt dann doch etwas abgeschwächt, denn eine gewisse Person, die zum Ende hin noch eine wichtige Rolle spielt, wurde doch leider viel zu kurz erwähnt ...
Ansonsten ist es aber ein Roman, den ich wirklich gerne gelesen habe und der ich in einer Zeit, in der dieses leider viel zu oberflächliche "Diversity"-Denken eingesetzt hat, auch mal leise Töne anschlägt und sehr sensibel aufzeigt, wie unterschiedlich wir Menschen doch sind.
"Still" ist ein ruhiger Roman über ein Mädchen, das einfach nicht mehr sprechen will, aber auf ihre Weise dennoch kommuniziert. Sehr berührend, sensibel und ehrlich, nur leider viel zu kurz ...
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