Sonntag, 31. Dezember 2017

[Rezension] Wir sehen uns beim Happy End - Charlotte Lucas

Titel: Wir sehen uns beim Happy End
Autor:  Charlotte Lucas
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 24. November 2017
Anzahl der Seiten: 560
Cover und Inhaltsangabe © Lübbe



"Stell dir vor, Romeo und Julia erleben wunderbare Flitterwochen, die kleine Meerjungfrau bekommt ihren Prinzen und Hannibal Lecter wird zum kinderfreundlichen Veganer - Wie könnte die Welt aussehen, wenn jede Geschichte das Recht auf ein glückliches Ende hätte? Und was würdest du tun, wenn dir das Leben die Verantwortung für einen anderen Menschen gibt? Schenkst du ihm ein Happy End? Selbst wenn du nicht weißt, ob er das will?"




Ja, das ist mal wieder so ein Buch, das gar nicht so recht zu mir passen will, dass mich aber dennoch von Anfang an begeistern konnte. Der Schreibstil ist hierbei sehr einfach gehalten, lässt aber dennoch viel Platz für Emotionen und einen Humor, der mich sehr oft zum Lachen bringen konnte.

Für mich hat diese Geschichte super in die Weihnachtszeit gepasst, die bei mir irgendwie immer noch nicht angekommen ist. Es ist ein Buch, das einen ein Lächeln auf die Lippen zaubert, das einen an manchen Stellen aber auch zur Weißglut treibt, vor allem, da unsere Protagonistin Ella ein recht eigenwilliger Charakter ist …




- Ella -

Ella-Cinderella, so nennt sich Ella auf ihrem Blog, der sich mit den schönen und perfekten Seiten des Lebens beschäftigt. Sie schreibt traurige und ihrer Meinung nach unpassende Enden von Filmen und Büchern um und hat damit auf ihrem Blog „Better Endings“ großen Erfolg.

Ich mochte Ella von Anfang an, auch wenn sie, wie oben bereits erwähnt, ein recht eigenwilliger Charakter ist. Sie liebt in ihrer eigenen Welt, in der es die „schlechten Enden“ nicht gibt. Getreu ihrer Mutter, die ihr schon als Kind immer Geschichten mit abgeänderten Ende erzählt hat, lebt sie jetzt nach der Devise: „Am Ende wird alles gut, wenn nicht, dann ist es auch nicht das Ende.“ Diesen Spruch fand ich übrigens echt toll, denn er spendet Mut und ich denke, dass ich ihn auch so
schnell nicht wieder vergessen werde!

Ella lebt in einer pinken Welt, in der es das „Böse“ und „Schlechte“ überhaupt nicht gibt. Sie hat einen grauenvollen Musikgeschmack (Sorry, aber der hat teilweise echt an meinen Nerven gezerrt!), hat keine Freunde mehr, seit sie sich vollkommen auf Philip versteift hat und lässt eigentlich niemanden an sich heran.

Zu Beginn der Geschichte lebt Ella in einer scheinbar perfekten Welt. Ihr Verlobter Philip ist ihr absoluter Traummann und sie freut sich auf die kommende Hochzeit … Dann ändert sich jedoch schlagartig alles, doch Ella klammert sich dennoch an ihren Wunsch nach einem „Happy End“, aber gibt es dies im echten Leben wirklich?

Ich habe Ella in mein Herz geschlossen, muss aber auch sagen, dass ich eine Sache an ihr überhaupt nicht mochte: Ihre ständigen Lügen. An einigen Stellen konnte ich es noch verstehen, aber irgendwie verstrickt sie sich regelrecht in einem Netz aus Lügen, dass ich am liebsten ins Buch gestiegen wäre, um ihr zu sagen: „Hey, Ella, probier es doch einfach mal mit der Wahrheit!“ Die Wahrheit hätte ihr nämlich so einigen Ärger erspart!

- Oskar -

Einen weiteren Charakter, den ich in mein Herz geschlossen habe, war Oskar, obwohl er ebenfalls recht eigen, fast schön griesgrämig ist. Durch einen Unfall/Zufall oder einfach nur durch das Schicksal trifft er auf Ella – und verliert sein Gedächtnis, was sich wohl aus Glücksfall erweist.

Oskars Leben steht nämlich schon lange auf dem Kopf und Ella, die gute Fee in dieser Geschichte, setzt alles daran, um es wieder zu ordnen. Wird es auch für ihn ein Happy End geben?



„Wir sehen uns beim Happy End“ war ein Buch, das mich gleich von der ersten Seite in den Bann gezogen hat. Ella, als leidenschaftliche Bloggerin, war mir sofort sympathisch und ihre Idee mit dem Umschreiben von traurigen Enden hat mir ausgesprochen gut gefallen! (Bei „Ein ganzes halbes Jahr“ bin ich voll und ganz bei ihr!)

Ella hat eigentlich auch das perfekte Leben: Sie hat einen Verlobten, den sie bald heiraten wird, ein schickes Haus und eben ihre große Leidenschaft: Der Blog. Doch dann ändert sich schlagartig alles und Ella findet sich plötzlich in einem fremden Leben wieder, dem Leben des Amnestiepatienten Oskar Lewitt.

Ich muss sagen, das ich schon zu Beginn einen großen Hass auf Phillip, Ellas Verlobten hatte. Er ist echt schlimm, denn eigentlich findet er doch alles an Ella echt blöd: Ihren Blog, ihre Naivität, ihre Flucht aus dieser Welt und die Tatsache, dass sie immer ein „Happy End“ braucht. Oh Gott, ich habe mich bei ihm echt gefragt, warum er überhaupt mit ihr zusammen war, denn anscheinend gab es da gar nichts, was er an ihr geschätzt hat.

Ja, Philip war eine regelrechte Hassperson in diesem Buch und ich habe beim Lesen einfach nur gebetet: „Bitte, Ella, geh nicht zu ihm zurück.“ Dabei hat mich Ellas grenzenlose Naivität, die zwar ab und an recht liebenswert sein konnte, doch so manchmal auf eine harte Probe gestellt.

Die Geschichte mit Oskar und seiner eigenen Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Alles ist sehr abwechslungsreich und sehr lustig gehalten. Ich habe es mir wirklich selten, dass ich beim Lesen minutenlang Grinsen muss, aber dieses Buch hat es geschafft. Genau wie es mich auch zum mitfühlen gebracht hat!

Am Ende habe, als ich „Ellas Geschichte“ in ihrem Blog gelesen habe, tatsächlich weinen. Ich weiß, was es heißt, in seiner eigenen Welt zu leben und nichts und niemanden an sich heranzulassen. Im Inneren schaut es meistens ja dann doch anders aus. So ist das Ende hier auf jeden Fall perfekt, es hat es geschafft, mich erst zum Weinen und dann zum Lachen zu bringen!



„Wir sehen uns beim Happy End“ von Charlotte Lukas ist ein lustiger, aber auch emotionaler Roman, der gut in die Weihnachtszeit passt und einige sehr traurige, einige wütend machende und viele humorvolle Stunden verspricht! Ich freue mich schon jetzt auf das nächste Buch der Autorin!


Weitere Meinungen zum Buch:

Claudias Bücherhöhle (4 von 5)
Skyline Of Books (4 von 5)


Samstag, 30. Dezember 2017

[Rezension] Das Haus der verrückten Kinder - Valérie Valère

Titel: Das Haus der verrückten Kinder
Autor:  Valérie Valère
Genre: Ein Bericht
Erscheinungsdatum: 1989
Anzahl der Seiten: 167
Cover und Inhaltsangabe © rororo







Vier Monate verbringt die 13-Jährige Valérie in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik, dem Haus der verrückten Kinder. Sie ist magersüchtig, will nicht mehr essen und einfach dieser Welt entfliehen … Sie sieht alles schwarz, ist tief in sich verloren und macht doch keine Versuche, aus dieser Dunkelheit herauszukommen. In dieser egoistischen Welt will sie nicht leben, sie will der Welt einfach nur entfliehen …




„Das Haus der verrückten Kinder“ von Valérie Valère war mal wieder so ein besonderer Zufallsfund in einem Bücherschrank. Das Buch ist alt, die Autorin, die hier ihre dunkelsten Erinnerungen niedergeschrieben hat, mit 21 Jahren verstorben. Diese Geschichte, ihre Geschichte, ist dabei kein literarisches Werk, sondern in erster Linie ein Bericht. Im Vorwort erwähnt Valérie Valère bereits, dass sie sich nicht die Mühe gemacht hat, die richtigen Worte zu finden oder alles chronologisch zu ordnen. Stattdessen gibt sie hier Einblick in ihre Gedankenwelt, in die Gedankenwelt einer 13-jährigen Magersüchtigen …

Das Buch besitzt keinen echten Anfang, kein Ende und im Grunde auch keine Handlung. Es ist ein Buch, das man verstehen muss. Bereits im ersten Drittel, als Valérie Valères Mutter über die Einfachheit des Essens philosophiert und immer wieder zetert, wie sehr sie selbst doch unter dem Verhalten ihrer Tochter leidet, gibt die Autorin den gutgemeinten Rat, nicht weiterzulesen, wenn schon hier nichts verstanden wird.

In dem Bericht geht es in erster Linie ums Verstehen. Wir nehmen zwar bruchstückchenhaft an  Valérie Valères Einweisung in die Klinik teil, an die Momente, als die Schwestern sie förmlich zum Essen zwingen wollen und an dem Kennenlernen anderer Magersüchtiger, aber das Buch beschreibt dabei nicht alles, was die Autorin wohl hier erlebt hat und es ist alles nur aus den kindlichen Augen einer 13-Järhigen dagestellt.

Das Buch ist ungemein pessimistisch und daher wohl nicht für jeden Leser geeignet. Es ist allerdings auch schonungslos ehrlich und wohl die letzte Abrechnung der Autorin an eine Welt, die sie nicht verstehen kann. Sie kritisiert das System, die egoistische Welt der Erwachsenen und die fehlende Menschlichkeit. Jeder kümmert sich nur noch um sich selbst, alle leben aneinander vorbei und jeder, der etwas „anders“ ist, wird eiskalt weggesperrt, angeblich vor der großen, bösen Welt da draußen, in Wahrheit sind doch die „Verrückten“ in den Augen der Normalen die „Bösen“.

Essen ist doch so einfach. Valérie Valère muss nur ein paar Kilos zunehmen, um endlich nicht mehr eingesperrt sein zu müssen, um endlich wieder an einem Leben teilzunehmen, das sie eh ablehnt. Die Klinikzeit bricht das arme Mädchen. Sie ist nicht verrückt als sie eingeliefert wird, sondern erst, als sie herauskommt. „Das Haus der verrückten Kinder“ hat auch sie zerstört …

Die Geschichte von Valérie Valère ist schockierend, düster, etwas wirr, aber doch schonungslos ehrlich. Sie hat die richtigen Blickwinkel, auch wenn die Wahrheit wohl irgendwo dazwischen liegt. Da sind ihre Eltern, die jegliche Schuld aufeinander abwälzen, die Schwestern und Ärzte, die nur das Symptom bekämpfen wollen und das Essen, das einen großen Feind darstellt, weil es am Leben hält ...

Das Buch ist meiner Meinung nach nur für eine kleine Randgruppe geeignet, für Leute, die verstehen, die Dinge hinterfragen und sie nicht einfach hinnehmen, für Leute, die mit wachsen Augen durchs Leben gehen und die auch das Schlechte wahrnehmen! Es ist kein Buch, das man am Ende glücklich zuschlägt, ganz im Gegenteil ...




„Das Haus der verrückten Kinder“ ist kein Buch im herkömmlichen Sinne, sondern ein Bericht, der aus den düsteren, aber ehrlichen Gedanken einer 13-Jährigen besteht, die mit dieser schrecklichen und egoistischen Welt abrechnen will! Ich verzichte an dieser Stelle auf eine Bewertung, da es mir falsch vorkommen würde, ihrer Gedankenwelt und ihren Erinnerungen eine Zahl zu verpassen. Ich empfehle das Buch aber dennoch weiter, aber nur an Leute, die auch wirklich verstehen WOLLEN ...

Freitag, 29. Dezember 2017

[Rezension} Perfect Girl - Nur du kennst die Wahrheit - Gilly Mcmillan

Titel: Perfect Girl - Nur du kennst die Wahrheit
Autor:  Gilly Mcmillan 
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 1. Februar 2017
Anzahl der Seiten: 464
Cover und Inhaltsangabe © Knaur




"Niemals darf Zoes Stiefvater erfahren, was vor drei Jahren geschehen ist. Das hat ihre Mutter Maria der 18-Jährigen wieder und wieder eingetrichtert. Nichts darf die Idylle ihres perfekten neuen Lebens zerstören. Doch als die hochbegabte Pianistin Zoe gemeinsam mit ihrem Stiefbruder ein Konzert gibt, taucht im Publikum ein Mann auf, der Zoe als Mörderin beschimpft. Wenige Stunden später ist ihre Mutter tot. Und es zeigt sich, dass Zoe nicht die einzige ist, die ein dunkles Geheimnis hütet ..."





„Perfect Girl“ ist mal wieder so ein Thriller/Roman mit einem englischen Titel, der sich erst einmal nicht von den zahlreichen anderen Büchern wie „Gone Girl“ „Girl with no Past“ oder „Girl on the Train“ abhebt. Zugegeben, ich war erst auch kritisch, doch der Klappentext hat mich direkt angesprochen und so war klar, dass ich das Buch unbedingt lesen musste.

„Perfect Girl“ ist dabei in erster Linie ein Roman, zugegebenermaßen ein sehr ruhiger Roman, der aber dennoch einen gewissen Sog besitzt. Gilly McMillan setzt hierbei viel Wert auf eine tolle Charakterzeichnung und lässt den Leser lange im Ungewissen, wohin die Geschichte denn nun führt.

Der Spannungsbogen ist zwar sehr flach gehalten, aber durch viele Andeutungen über den Unfall er Vergangenheit und das Unheil, das in der Gegenwart noch folgen wird, bleibt das Buch durchwegs interessant und ungemein fesselnd.



- Zoe -

Zoe steht im Mittelpunkt der Geschichte, die bereits in der Vergangenheit mit einem schrecklichen Unfall den Anfang nahm. Sie ist sehr intelligent, beinahe berechnend und lässt sich niemals von ihren Gefühlen leiten.

Interessant fand ich hier, dass sie ihre Zeit vor dem Unfall als „erstes Leben“ und das nach dem Unfall als „zweites Leben“ bezeichnet. Wir lernen hier beinahe zwei Zoes kennen, denn natürlich hat ihre schreckliche Vergangenheit einen anderen Menschen aus ihr gemacht.

- Maria -

Maria ist Zoes Mutter und sie verdrängt alles, was zuvor passiert ist und will sich komplett auf ihr neues, perfektes Leben konzentrieren. Sie ist es wohl auch, die aus Zoe ein „Perfect Girl“ machen will und damit eine Perfektion anstrebt, die diese überhaupt nicht erreichen kann.

Zoes Mutter lebt in einer Art Utopie, sie hat nach dem Unfall neu geheiratet, hat endlich Geld, einen scheinbar perfekten Mann und ein weiteres, gemeinsames Kind, das niemals so wie Zoe werden soll …

- Lucas -

Lucas ist der Sohn von Marias neuem Mann und damit ist er Zoes Stiefbruder. Lucas und seine Vorgeschichte spielt auch noch eine große Rolle und es stellt sich bald heraus, das kein Leben in dieser Geschichte auch nur ansatzweise perfekt ist …

- Tessa -

Tessa ist Marias Schwester und sie war immer für sie da, hat allerdings auch selbst ein „dunkles“ Geheimnis. Interessant ist auch hier der Einblick in ihr Leben, auch wenn dieses für den Verlauf der Story doch recht unwichtig erscheint.




„Perfect Girl“ beginnt mit einem Konzert, das Zoe mit ihrem Stiefbruder Lucas geben soll, das dann aber von einem Mann gestört wird, der sie schmerzhaft an ihr „erstes Leben“ erinnert. Nach und nach wird jetzt in der ersten Hälfte des Buches aufgedeckt, was damals passiert. Dabei betrachten wir als Leser unterschiedliche Zeitebenen und erfahren das Geschehen aus der Sicht von vielen verschiedenen Personen.

So gibt es beispielsweise Abschnitte aus der Sicht von Sam, den Anwalt, der Zoe damals geholfen hat, der aber auch heute noch in die ganzen Familienangelegenheiten verstrickt ist. Wir lernen hier auch Tessa, Marias Schwester und damit Zoes Tante kennen, die selbst ein recht schwieriges Leben führt und Richard, Tessas Mann, der eigene Probleme hat. Es war ungemein interessant, das Geschehen aus den verschiedenen Blickwinkeln zu erfahren.

Häppchenweise bekommen wir immer ein Stückchen der Wahrheit präsentiert und das hat mir hier absolut gut gefallen, denn das ganze Geschehen scheint sehr mysteriös zu sein und immer wieder wird angedeutet, das auch in der Gegenwartssicht, also direkt nach dem Konzert, etwas schreckliches passieren wird.

Die ganze Stimmung in „Perfect Girl“ ist sehr ruhig gehalten. Die Autorin konzentriert sich auf ihre Charaktere und gibt Einblick in die verschiedenen Leben. Das hat mir ausgesprochen gut gefallen, denn schnell wird klar, dass hier niemand so recht „perfekt“ ist und dass sie alle ihre Lasten zu tragen haben.

Äußerlich mag die die ganze Familie wie eine Bilderbuchfamilie wirken, doch diese Idylle zerbricht sehr schnell.  Zoe bekommt ein sonderbares, selbstverfasstes Drehbuch von Lukas, das ebenfalls nach und nach das Puzzle dieser zerbrochenen Menschen zusammensetzt. Zwar gibt es einige Wiederholungen, besonders was Zoes Gedanken betrifft, aber dennoch ist Gilly McMillan mit „Perfect Girl“ ein vielschichtiger und ungemein fesselnder Roman gelungen!




„Perfect Girl“ ist ein ruhig erzählter Roman über eine Perfektion, die überhaupt nicht existiert und die dunklen Schatten, die in jedem von uns lauern. Einen Thriller sollte der Leser hier aber nicht erwarten, vielmehr ist das Buch eine vielschichtige Charakterzeichnung und ein tiefgründiger Einblick in das Leben einer Familie, die schon längst zerbrochen ist …

Donnerstag, 28. Dezember 2017

[Rezension] Der norwegische Gast - Anne Holt

Titel: Der norwegische Gast
Autor:  Anne Holt
Genre: Krimi
Erscheinungsdatum: 1. Februar 2017
Anzahl der Seiten: 464
Cover und Inhaltsangabe © Knaur



"Seit Stunden wütet über dem unzugänglichen norwegischen Bergdorf Finse ein Schneesturm. Der einzige Zug dorthin ist in einer Schneewehe entgleist, die Passagiere, unter denen auch die ehemalige Kommissarin Hanne Wilhelmsen ist, finden Zuflucht im nahen Hotel. Man macht sich bekannt, und bald drehen sich die Gespräche vor allem um eines: Was haben die Wachen vor den Türen zu bedeuten? Wen sollen sie schützen? Die königliche Familie, einen ausländischen Ter­roristen? Während die Vermutungen ins Kraut schießen, geschieht ein brutaler Mord – ein mitgereister Pastor, der durch seine Fernsehauftritte große Bekanntheit genoss, liegt erschossen im Schnee vor dem Haus."




„Der norwegische Gast“ war ein Buch, das ich schon lange lesen wollte, an das ich mich aber nie gewagt hatte. Da ich gerade aber großen Spaß mit „Sherlock Holmes“ gehabt habe, dachte ich mir, dass ich es jetzt endlich mal mit diesen Krimi aus dem hohen Norden versuchen sollte.

Anne Holts Schreibstil ist dabei typisch skandinavisch: distanziert, sehr kühl und wenig tiefgründig. Ich denke, diesen Stil muss man einfach mögen, ich habe aber bei diesem Buch mal wieder gemerkt, wie schwer es mir fiel, in die Geschichte abzutauchen. Ich hatte mal wieder das Gefühl, nicht direkt Teil des Geschehens zu sein, sondern alles wie aus weiter Ferne zu beobachten. Das war  echt schade!




- Hanne Wilhelmsen -

Hanne ist eine recht mürrische und introvertierte Frau, die seit einer Schussverletzung im Rollstuhl sitzt. Ich mochte ihre sehr abweisende Art sehr gerne, denn sie ist jemand, der Menschen generell misstraut und ihre Abneigungen jedem sofort zeigt. Sie war mal eine echt erfrischend „andere“ Ermittlerin, auch wenn es den Lesern wohl erst einmal schwer fallen wird, sich mit ihr zu identifizieren!

Hanne ist durch ihre Art schon ein besonderer Charakter, als Ermittlerin wohl auch recht speziell. Da sie im Rollstuhl sitzt und daher immer auf die Hilfe von anderen Menschen angewiesen ist, hat sie eine Art Schutzschild um sich errichtet. Sie will am liebsten nicht gesehen werden und still alles aus der Ferne beobachten.

Wie gesagt, mochte ich Hanne Wilhelmsen sehr gerne, da ich auch ein sehr introvertierter Mensch bin. Allerdings fand ich sie als Ermittlerin hier doch in ihrer Funktion recht schwach, was aber wohl vor allem auch daran liegt, dass ich den Mordfall hier zu einfach fand …



Ein Bahnunglück mit 269 Menschen an Bord und das in eisiger Kälte. Zum Glück gibt es ein Hotel in der Nähe, in dem sie unterkommen können. Es scheint, als wären sie gerettet, doch in Wahrheit sind jetzt Gefangene und einer von ihnen wird zum Mörder werden …

So ist erst einmal die Ausgangslage, die ja eigentlich recht spannend klingt. Spannend war das Buch auch, allerdings nur am Anfang. Die ganze Rettungsaktion und das „Organisieren“ im Hotel, all das fand ich noch interessant, doch dann kommt es zum Mord und plötzlich nimmt der Spannungsbogen rapide ab.

Wir begleiten Hanne Wilhelmsen, eine Ermittlerin, die im Rollstuhl sitzt und nicht viel tun kann, als  erst einmal zu beobachten. Natürlich entdecken wir dann auch Stück für Stück die ganzen Ungereimtheiten in dem Hotel. Zum einen befinden sich oben im Apartmenttrakt Wachen und es geht das Gerücht um, dass es sich dabei um die Königin Norwegens handelt. Zum anderen geschehen dann zwei Morde, die den Leser aber relativ kalt lassen dürften, denn wir dürfen daran nicht teilnehmen, werden nur mit zwei Leichen konfrontiert.

Mehr passiert dann auch erst einmal nicht. Die zwei Morde, die bereits der Klappentext vorneweg nimmt, werden das restliche Buch genaustens analysiert. Es gibt ein paar Leute, die Hanne verdächtigt finden und schließlich genauer beobachtet, um dann am Ende genau aufzuklären, wer der Mörder ist. Das war es und ich wurde wieder daran erinnert, warum ich die heutigen Krimis leider viel zu einfach und zu konstruiert finde …

Leider hat die Geschichte wenig Tiefgang zu bieten und die ganze Hintergrundgeschichte ist, das muss ich hier nun ehrlicherweise sagen, von der Thematik her zutiefst langweilig und austauschbar. Zwar fand ich die Ermittlerin Hanne Wilhelmsen von ihrer Art mal erfrischend anders, aber das alles konnte den Fall dann doch nicht retten.

An vielen Stellen musste ich mich echt zum weiterlesen zwingen, nur die zahlreichen Beschreibungen des tollen Hotelessens konnten mich dann hin und wieder doch noch aufmuntern – sie haben aber natürlich auch enorm viel Seiten gefüllt.

Letztendlich muss ich sagen, dass ich die Geschichte furchtbar konstruiert und von der Auflösung zu einfach fand. Für mich ist Anne Holt daher nichts, vielleicht treffen auch skandinavische Thriller auch einfach nicht meinen Geschmack …



„Der norwegische Gast“ ist ein Krimi, der mit einer interessanten Ausgangssituation, in Form eines Bahnunglücks, eines Sturms und eines Hotels als Unterschlupf, startet, dann aber extrem nachlässt. Die bereits im Klappentext vorweggenommenen Morde werden schnell abgearbeitet und die Auflösung hat mich leider maßlos enttäuscht ...

Mittwoch, 27. Dezember 2017

[Rezension] Der blaue Karfunkel (und andere Kurzgeschichten!) - Arthur Conan Doyle

Endlich hatte ich mal wieder die Chance, etwas von Arthur Conan Doyle zu lesen. Die Bücher rund um Sherlock Holmes und John Watson begeistern mich noch immer ungemein und so war ich froh, eine ganz alte Ausgabe mit 13 Kurzgeschichten in einem Bücherschrank gefunden zu haben.

Die Geschichten lassen mich immer wieder tief abtauchen. Obwohl der Stil durch die Erzählung von Watson sehr distanziert ist, schafft es Arthur Conan Doyle doch, meist auf nur wenigen Seiten intensive, intelligente und vor allem kluge Krimigeschichten zu erschaffen.

Ich verehre Sherlock Holmes schon seid einigen Jahren und ich liebe seinen Charakter einfach. Er ist unnahbar, etwas chaotisch und einfach ein Freigeist, der sich von nichts und niemanden von seinem Weg abbringen lässt. Er ist und bleibt mein Lieblingscharakter!



Da in dem Buch 13 Kurzgeschichten vorhanden sind, habe ich mich entschlossen, zu jeder ein paar Worte zu verlieren, denn sie sind natürlich alle sehr unterschiedlich und verdienen hier eine genauere Betrachtung.

„Sherlock Holmes erstes Abenteuer“

Wie wurde Sherlock Holmes Spürsinn eigentlich geweckt? Das erfahren wir in dieser kurzen Geschichte, die zwar einen recht schnell gelösten und nicht so brillanten Fall präsentiert, aber Einblick darüber gibt, wie Holmes damals zum ersten Mal mit einem „Verbrechen“ in Kontakt kam.

„Der Katechismus der Familie Musgrave“

In dieser Geschichte gehen wir mit Holmes und Watson erst einmal alte Erinnerungsstücke durch und stoßen dabei auf ein Kästchen mit sonderbaren Dingen. Holmes beginnt dann, von dem Fall rund um den „Katechismus der Familie Musrave“ zu erzählen. Hier geht es um einen Hausmeister, der von seinem Hausherren dabei ertappt wird, wie er heimlich Papiere, genauer den Katechismus, liest. Der Hausmeister wird gefeuert, verschwindet dann aber urplötzlich von einem Tag auf den anderen …

Der Fall ist sehr verzwickt, doch Sherlock Holmes kommt schnell dahinter, dass hinter der Familientradition mehr stecken muss. Ein toller Fall!

„Das getupfte Band“

Hier kommen wir zu einer Geschichte, die ich in meiner Jugend bereits gelesen hatte und die ich schon damals absolut genial fand. Es geht um eine Frau namens Helene, die den Tod ihrer Schwester mit angesehen hat und nun selbst um ihr Leben bangt. Sie ist verlobt und will nun heiraten, genau wie es ihre Schwester vor ihrem Tod wollte. Der Stiefvater, der sehr jähzornig ist, hat das perfekte Motiv: Wenn seine Stieftöchter heiraten, muss er ihnen einen jährlichen Unterhalt entrichten …

Die Geschichte ist witzig, vor allem, wenn man weiß, was sich hinter dem „getupften Band“ versteckt! Spannend und sehr gefährlich geht es am Ende zu, als Sherlock und Watson den nächsten Mord verhindern wollen …

„Die Geschichte des blauen Karfunkels“

Ein Klient kommt zu Holmes, der einen Hut und eine Gans gefunden hat und nun den Besitzer ausfindig machen möchte. Für Sherlock Holmes stellt das natürlich keine Schwierigkeit dar, aber dann wird der Fall noch verstrickter, als in dem Hals der Gans etwas gefunden wird …

„Die Geschichte des blauen Karfunkels“ fand ich echt genial und ausgesprochen witzig. Sie beweist, dass eben nicht jeder ein Verbrechen ausüben kann und dass das eigene Gewissen einen manchmal im Weg stehen kann. Toll fand ich an dieser Geschichte besonders das Ende, in dem deutlich wird, welch ausgeprägten Gerechtigkeitssinn Sherlock Holmes doch hat!

„Sherlock Holmes als Einbrecher“

Sherlock Holmes wird zum Einbrecher? Ja, aber er hat einen guten Grund dafür. Er möchte nämlich endlich den Erpresser Milverton stellen. Dieser benutzt die Briefe reicher Leute, um sich selbst zu bereichern …

Dieser Fall ist sehr abenteuerlich und überraschend, denn bei dem Einbruch kommt dann doch alles komplett anders. Am Ende musste ich zudem echt lachen!

„Die tanzenden Männchen“

Ein echter Holmes-Klassiker. Ein Mann hat eine Frau mit einem dunklen Geheimnis geheiratet. Diese Frau bekommt nun sonderbare, codierte Nachrichten, die sie in Angst und Schrecken versetzen …

Sherlock Holmes muss hier erst einmal einen Code lösen, doch schafft er es, bevor ein schreckliches Verbrechen passiert? Eine sehr spannende Geschichte, auch wenn ich den Code mit den tanzenden Männchen etwas komplizierter erwartet hätte …

Der Daumen des Ingenieurs“ 

Hach, diese Geschichte ist wohl mein absoluter Favorit in diesem Buch, denn sie ist tatsächlich teilweise echt brutal und gruselig. Watson bekommt einen Patienten, der einen Daumen verloren hat und Sherlock im Anschluss eine sonderbare Geschichte über einen Auftrag erzählt, den er in der vergangenen Nacht in einem scheinbar abgelegenen Haus ausführen sollte …

Diese Geschichte war wirklich ungemein spannend und überraschend. Ich habe in den Erzählungen des Ingenieurs echt mitgefiebert und an einigen Stellen echt angst bekommen! Klasse!

„Der Bund der Rothaarigen“ 

Noch eine Geschichte, die ich in meiner Jugend bereits gelesen habe und an deren Auflösung ich mich noch gut erinnern konnte. In der Zeitung befindet sich eine Stellenanzeige, in der ein Rothaariger gesucht wird. Unser Klient bekommt den Job, der einfach nur daraus besteht eine Enzyklopädie abzuschreiben …

Eine echt tolle Geschichte, auch wenn die Verbrecher hier wohl nicht ganz überlegt vorgehen!

„Der Marinevertrag“

Einer von Watsons Schulkameraden bittet ihn um Hilfe. Er hat eine Stelle im auswärtigen Amt und sollte eine Abschrift eines wichtigen Vertrages vornehmen. Leider wurde ihm dieser Vertrag dann gestohlen und damit ist auch seine Anstellung in Gefahr …

Ein interessanter Fall, der am Ende auch einen überraschenden Täter aufzeigt!

„Der sterbende Sherlock Holmes“

Dies war wohl der Fall, der mich am meisten schockiert hat, denn Sherlock Holmes liegt hier augenscheinlich im Sterben. Er hat eine schlimme Kuikrankheit und ist sehr wirr, als Watson zu ihm kommt, um ihm zu helfen. Holmes verlangt nach einem speziellen Arzt, der sich mit solche Viren auskennt und dann kommt alles doch ganz anders …

Am Ende musste ich wirklich laut loslachen, denn dieser „Fall“ ist wirklich sehr witzig, was die Auflösung angeht. Sherlock Holmes ist eben ein wahrer Meister!

„Das letzte Problem“

Während „Der sterbende Sherlock Holmes“ am Ende noch eine recht lustige Auflösung hat, ist „Das letzte Problem“ wohl jene Geschichte, die allen Holmes-Fans erst einmal das Herz zerreißt. Hier muss sich Holmes nämlich seinem größten Fein Mariarty stellen.

Ein echter Klassiker an den Reichenbachfällen, die ich irgendwann auch besuchen möchte!

„Im leeren Hause“

Hier geht es eigentlich um die Ermordung eines Barons, doch im Zentrum der Geschichte steht definitiv Holmes Rückkehr. Natürlich möchte ich an dieser Stelle nicht zu viel spoilern, aber ich denke, jeder Holmes-Fan wird diese eine Geschichte in Erinnerung behalten!

„Die gestohlenen Unterseebootzeichnungen“

Und nun kommen wir zum letzten Fall in diesem Buch, in dem auch endlich einmal Mycroft und seine Arbeit eine Rolle spielt. Hier wurden nämlich sehr wichtige und teure Zeichnungen gestohlen und bei einem toten Mitarbeiter in der Tasche gefunden. Ein Teil der Zeichnungen fehlt aber und da ist Holmes gefragt.

Toll, dass auch Mycroft mal wieder auf der Bildfläche erscheint. Ich mag Holmes Bruder sehr gerne und fand es tol, hier einmal Einblick in seine Tätigkeiten zu bekommen!




13 tolle, abwechslungsreiche und spannende Kurzgeschichten. In diesem Buch geht es nicht nur einmal mit Sherlock Holmes zuende, es gibt viele traurige, aber auch witzige Momente und natürlich jede Menge knifflige Fälle!

Dienstag, 26. Dezember 2017

[Rezension] Tim rettet Weihnachten - Sandra Pulletz

Titel: Tim rettet Weihnachten
Autor:  Sandra Pulletz
Genre: Kurzgeschichte
Erscheinungsdatum: 30. November 2017
Anzahl der Seiten: 69
Cover und Inhaltsangabe © Sandra Pulletz



"Das Weihnachtsfest ist in Vergessenheit geraten - nur in einem abgeschiedenen Dorf am Ende der Welt glaubt man noch an den Weihnachtsmann. Tim freut sich schon sehr auf das Fest. In der Nacht vor Heilig Abend besucht ihn die kleine Elfe Viola und meint, er muss mitkommen und Weihnachten retten. Doch die Mission droht schon bald zu scheitern ..."




Ein neuer Feiertag steht vor der Tür und natürlich darf da eine Kurzgeschichte von Sandra Pulletz nicht fehlen. Als echter Weihnachtsmuffel fällt es mir im Winter dabei immer schwer, diesem Feiertag überhaupt etwas Gutes abgewinnen zu können. Auch was das Lesen von Büchern/Geschichten angeht, fällt es mir nie leicht, etwas Passendes zu finden - zum Glück habe ich aber Sandra Pulletz, die mir bis jetzt wirklich jeden Feiertag versüßen konnte!

Dieses Jahr gab es mit "Tim rettet Weihnachten" eine wirklich tolle Geschichte, die ich hier an dieser Stelle besonders jüngeren Lesern ans Herz legen möchte. An der Seite von Tim retten wir hier nämlich Weihnachten und entdecken ganz nebenbei, um was es bei Weihnachten wirklich geht!

Sandra Pulletz Schreibstil hat mir wieder einmal sehr gut gefallen. Er ist flüssig wie immer und ich fand es toll, wie sie es immer wieder schafft, die Welt aus kindlichen Augen zu beschreiben. Für mich ist sie eine echt talentierte Autorin. die sowohl tolle und witzige Romane, wie auch spannende und tiefgründige Geschichten für Kinder und Jugendliche schreiben kann!




Tim lebt in einem Dorf, in dem die Leute noch an den Weihnachtsmann glauben und an dem Weihnachten noch gefeiert wird. Leider sieht es auf der restlichen Welt ganz anders aus: Das Weihnachtsfest ist in Vergessenheit geraten. Der kleine Tim bekommt von der Elfe Viola hier die Aufgabe, in die Welt hinauszugehen und den Menschen das Weihnachtsfest näherzubringen, doch Tim ist traurig, weil er denkt, nicht wirklich zu den Leuten durchdringen zu können ...

"Tim rettet Weihnachten" ist eine Geschichte, die sich auf der einen Seite toll zum Vorlesen eignet, auf der anderen Seite aber auch gut für die junge Leser ist, die sich bereits auf Weihnachten freuen und mit Tim zusammen auf diese kleine Mission, nämlich die Rettung Weihnachtens, beschreiten wollen. Vorfreue auf das Fest schürt diese Kurzgeschichte auf jeden Fall und das Ende zaubert wohl jedem Leser, ganz gleich ob jung oder alt, ein Lächeln auf die Lippen! Natürlich gibt es auch wieder eine Botschaft, die uns mal wieder zeigt, dass es bei Weihnachten nicht nur um Geschenke geht, sondern vielmehr um das Miteinander und die gemeinsame Zeit! Leider wird das viel zu oft vergessen!




Auch wenn Weihnachten jetzt vorbei ist, empfehle ich "Tim rettet Weihnachten" von Sandra Pulletz gerne weiter. Eine tolle Geschichte für jung und alt!


Freitag, 22. Dezember 2017

[Rezension] Der Weihnachtshund - Daniel Glatthauer

Titel: Der Weihnachtshund
Autor:  Daniel Glatthauer
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 12. Oktober 2009
Anzahl der Seiten: 224
Cover und Inhaltsangabe © Goldmann



"Max will vor Weihnachten flüchten und auf die Malediven fliegen. Dabei ist ihm Kurt, sein Hund, im Weg. Kurt war leider eine Fehlinvestition. Er schläft meistens. Und wenn er sich bewegt, dann höchstens irrtümlich. Katrin wird demnächst dreißig und leidet unter Eltern, die darunter leiden, dass sie noch keinen Mann fürs Leben gefunden hat. Mit Weihnachten kommt der Höhepunkt des familiären Leidens auf sie zu. Da tritt plötzlich Kurt in Erscheinung. Katrin mag zwar keine Hunde, aber Kurt bringt sie auf eine Idee …"


Da mein letztes Weihnachtsbuch eher ein Flop war, habe ich mich auf der Suche nach einer geeigneteren Lektüre begeben. Wie der Zufall es so wollte, habe ich dieses Buch von Daniel Glatthauer in einem Bücherschrank gefunden.

Daniel Glattauer habe ich vor einigen Jahren durch „Gut gegen Nordwind“ und „Alle sieben Wellen“ lieben gelernt. Beide Bücher sind mir noch heute gut im Gedächtnis geblieben.

Der Stil in „Der Weihnachtshund“ unterscheidet sich allerdings vollkommen von Glatthauers anderen Büchern.. Klar, es ist in erster Linie ein sehr satirisches Buch, allerdings hat Daniel Glatthauer meinen Humor nicht so wirklich treffen können und die Liebesgeschichte selbst ist doch recht oberflächlich gehalten …




 -Max -

Max hat viele Jahre eine Kolumne in einer Zeitschrift über Kurt, seinen Hund geschrieben. Dann ist Kurt allerdings gestorben und Max bekam die Anweisung, sich einen neuen Dackel zu besorgen. Leider ist Kurt 2.0 dann das komplette Gegenteil vom ersten Kurt und er ist praktisch zu nichts zu gebrauchen …

Max und sein „Liebesleben“ steht ebenfalls im Zentrum der Geschichte. Seit einem traumatischen Kusserlebnis aus seiner Jugend findet er Küsse einfach nur zum Kotzen! Und das können wir hier wörtlich nehmen! Diese Seite an ihm fand ich ausgesprochen witzig und dabei habe ich herzlich lachen können, doch die Seite des Hundebesitzers hat mir leider überhaupt nicht gefallen …

- Katrin -

Katrin arbeitet in einer Augenarztpraxis und ist eigentlich zufrieden mit ihrem Leben. Wären da nicht ihre Eltern, die sie dauernd fragen, ob sie denn endlich einen Mann gefunden hat. Auf das diesjährige Weihnachtsfest freut sie sich daher und beschließt spontan, sich einen Hund anzuschaffen, um mit ihm Weihnachten zu verbringen. (Und das, obwohl sie eigentlich Hunde gar nicht leiden kann!)

Dabei stößt sie auf eine Anzeige von Max, der über Weihnachten wegfliegen will und seinen Hund daher kurzzeitig abgeben möchte. Schnell stellt sie fest, dass sie sich eher für Max, als für den Dackel interessiert.

Ich fand Katrin wirklich lustig, auch wenn hier alle Charaktere doch recht oberflächlich gehalten sind. Sie ist eigentlich zufrieden mit ihrem Leben, auch wenn andere Leute ihr immer einzureden versuchen, dass sie ohne Mann doch überhaupt nicht zufrieden sein kann …



Ich muss sagen, dass ich, als ich mit „Der Weihnachtshund“ angefangen habe, mächtig enttäuscht war. Da ich Hund liebe, hat mich der Umgang mit Kurt, dem schlafenden Dackel, der es hasst, einen Fuß vor die Tür zu setzen, irgendwie wütend gemacht. Ich kam mit dem Humor einfach nicht klar und teilweise hatte ich wirklich ein blutendes Herz wegen Kurt, der irgendwie nur wie ein „Objekt“ behandelt wird.

Ich war kurz davor, das Buch nach gut 80 Seiten abzubrechen, doch ich muss sagen, dass es zum Ende hin deutlich besser wird. Vielleicht musste ich mich an dieser Stelle erst einmal an Daniel Glatthauers Humor gewöhnen, der nicht so ist, wie wir ihn von „Gut gegen Nordwind“ kennen.

Auf der Buchrückseite steht, dass dieses Buch ein „Antidepressivum gegen den vorweihnachtlichen“ Frust ist. Die ersten 80 Seiten haben mich aber ehrlich gesagt aber eher wütend gemacht. (Ich bin wohl einfach zu tierlieb!) Ich als Weihnachtsmuffel war aber froh, dass dies keine schmalzige Liebesgeschichte ist, sondern vielmehr ein humorvolles Buch, das man whl einfach nicht ganz so ernst nehmen soll!

In 24 Kapiteln wird die Geschichte von Max und Katrin erzählt, die am 1. Dezember beginnt und am 14. Dezember endet. Das hat mir gut gefallen, wenn auch die Liebesgeschichte dadurch furchtbar schnell und recht oberflächlich abläuft.

Gut gefallen hat mir die Geschichte von Max und seiner Kussphobie. Hier musste ich wirklich lachen, denn Max gerät dadurch wirklich von einem Schlamassel zum nächsten. Katrins Geschichte hingegen ist etwas ernster, bei ihren Abschnitten konnte ich eher weniger lachen.

Was mir weniger gefallen hat, war die bereits zuvor angesprochene Oberflächlichkeit. Ich hasse Oberflächlichkeiten und auch wenn sie hier eher witzig verpackt sind, konnte ich mich doch eher weniger damit abfinden und hab besonders bei Max und seinem „Liebesleben“ oft die Augen verdrehen müssen. Ein „Antidepressivum“ ist dieses Buch für mich daher nicht, auch wenn mich letztendlich die Entwicklung von Hund Kurt etwas milder gestimmt hat!




„Der Weihnachtshund“ ist eine Geschichte mit einem speziellen Humor, an den ich mich erst einmal gewöhnen musste. Beinahe hätte ich das Buch abgebrochen, bin aber letztendlich froh, es nicht getan habe: Trotz vielen Oberflächlichkeiten gab es doch einige witzige Momente, bei denen ich echt lachen musste!

Dienstag, 19. Dezember 2017

[Buch vs. Verfilmung] Engel und Joe - Kai Hermann

Kommen wir heute zu einem Buch, das mir in meiner Jugend ebenfalls sehr viel bedeutet hat: "Engel und Joe". Die wenigsten von euch wissen vielleicht, dass ich selbst eine sehr rebellische Jugend hinter mir habe. Mein stetiger Kampf, aus dem System auszubrechen, hat auch mich für mehrere Wochen auf die Straße geführt und ich bereue keine Sekunde davon! Ganz im Gegenteil, ich liebe Menschen, die einfach ihr eigenes Ding durchziehen, die sich nicht anpassen, auch wenn viele sich auf diese Weise selbst verlieren ... So wie "Engel und Joe" ...


"Engel und Joe" basiert auf einer wahren Geschichte, die aber, was viele Punks bezeugen konnten,
Cover © Carlsen

nicht auf diese Weise stattfand, wie es in dem Buch geschildert wurde. Vieles entspringt daher auch einfach der Feder des Journalisten und Autoren Kai Hermann, der bereits die Geschichte von "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" niedergeschrieben hat.

Klar, "Engel und Joe" ist in erster Linie unterhaltend, besitzt aber auch eine erschreckende Realität. Viele Jugendliche fliehen von Zuhause und landen dann in einem Sumpf aus Drogen, Alkohol und Gewalt, aus dem sie nicht mehr herausfinden.

"Engel und Joe" ist die Geschichte der 15-Jährigen Johanna, kurz Joe, die von Zuhause ausreist und dort auf den Punk Zorro (Der im Film dann aufgrund seines Nachnamens "Engel" genannt wird!) trifft. Die beiden verlieben sich aneinander, finden einen Halt, der sie in Wahrheit aber gemeinsam in den Abgrund zieht.

Das Buch hat mich berührt und bewegt, vielleicht hat es mich auch ein wenig auf die Straße getrieben, denn das alles klang besser als das Leben, das ich zuhause hatte. Natürlich wird auch die harte Realität beschrieben, mit einem Ende, das mich mehr als einmal zum Weinen gebracht hat ...



Cover © Ullstein

Ich denke, ich habe damals zuerst den Film gesehen und dann das Buch gelesen, was in diesem selten Fall wirklich die bessere Wahl war. Mir hat der Film mit Robert Stadlober und Jana Pallaske in den Hauptrollen sehr gut gefallen, so gut, dass ich ihn tatsächlich schon mehrmals gesehen habe. Der Film handelt alles aber sehr flott ab, alles geht furchtbar schnell und so war ich froh, im Anschluss noch das Buch gelesen zu haben, um einen tieferen Einblick in Joes Gedankenwelt zu bekommen.

Der Film behandelt auf jeden Fall die wichtigsten Momente des Buches (Buch und Film sind übrigens zur selben Zeit erschienen!). An den Stellen, an denen sich das Buch Zeit lässt, rast der Film natürlich von einer Szene zur nächsten. Es ist aber auch schwer, alles in gut 90 Minuten unterzubringen!

Das Ende vom Film wird hierbei relativ offen gehalten, während das Buch auch noch das "Danach" kurz anschneidet. Was nun, nach all den Jahren, aus Joe geworden ist, würde mich brennend interessieren, es existiert ja ein Gerücht, das sie tot sein soll ...

"Engel und Joe" hat mich sowohl als Film, als auch als Buch mitgenommen. Es ist eine jugendliche Geschichte über die erste große Liebe, über die Fehler, die wir alle tun und über das bittere Leben, das nur durch die perfekten und einzigartigen Momente ein paar Höhepunkte bekommt! Ich kann beides empfehlen!

Kennt ihr "Engel und Joe"?




Sonntag, 17. Dezember 2017

[Buch vs. Verfilmung] Die Bestimmung - Veronica Roth

Heute komme ich zu dem besten Beispiel, wie ein Film einem eine ganze Buchreihe kaputt machen kann. "Die Bestimmung" von Veronica Roth habe ich vor ein paar Jahren gelesen, doch nach dem Anschauen des Filmes, hat sich meine Begeisterung leider komplett gewandelt.




© cbt
In "Die Bestimmung" von Veronica Roth geht es mal wieder um eine der dystopische Zukunftsvision. Wir haben hier fünf Fraktionen, die alle eine unterschiedliche Lebensform haben. Diese Grundidee hat mir ausgesprochen gut gefallen.

Als Protagonistin haben wir hier Beatrice, die eine sogenannte "Unbestimmte" ist und deswegen zu keiner der fünf Fraktionen zu passen scheint. Sie entscheidet sich für die wagemutigen Ferox, die ihr ein großes Abenteuer versprechen.

Beatrice als Charakter fand ich hier sehr spannend und der ganze erste Band konnte mich wirklich begeistern. Spannend ist auch Four, der erst sehr unnahbar wirkt, doch dann sein Innerstes offenbart. "Die Bestimmung" war hier ein wirklich toller und spannender Einstieg in diese interessante Zukunftsvision, hätte ich nur nicht den Fehler gemacht, mir den Film anzuschauen ...





Da mir das Buch so sehr gefallen hat, musste ich mir natürlich auch den dazugehörigen Film anschauen, was sich schlussendlich jedoch als großer Fehler erwiesen hat.

Ich empfand die Verfilmung leider als sehr schlecht umgesetzt. Obwohl sich die Verfilmung nahezu panisch an die Romanvorlage hält, schafft sie es doch nicht, die Atmosphäre des Buches einzufangen. Hinzu kommt, dass ich von den beiden Schauspielern für die Rollen der Beatrice und des Four leider überhaupt nicht überzeugt war.

Shailene Woodley als Beatrice war mir viel zu starr und zu emotionslos und Theo James als Four kam mir leider wirklich deplatziert vor. Für meinen Geschmack war er zu alt und damit zu reif für den Four, den ich mir im Buch vorgestellt habe!

Leider besaß die Liebesgeschichte im ersten Teil kaum Dynamik, es erschien mir viel zu aufgezwungen, zumal dies im Buch eher eine Nebenhandlung darstellte. Ich habe mir auch den zweiten Teil angeschaut, was ich im Nachhinein echt bereue ... Dieser hat mir nämlich vollständig die Lust auf die Buchreihe genommen. Hier gibt es nur Action und irgendwie lieblos aneinandergereihte Szenen, die sehr wirr wirkten. Echt Schade, denn das erste Buch hatte wirklich sehr viel Potenzial!

Ich habe gelesen, dass es eventuell eine TV-Serie hierzu geben wird, hier bin ich auf jeden Fall gespannt und hoffe, dass diese es schafft, mich doch noch von der Geschichte zu begeistern.




Die beiden Filme haben mir leider die Lust am Lesen der Bücher komplett zerstört. Besonders der zweite Teil war hier ungemein schwach und lieblos, sodass ich jetzt wohl für immer diese beiden recht lustlos erscheinen Schauspieler mit ihren lieblosen Dialogen im Kopf haben werde. Echt schade ...

Wie seht ihr das? Konnte euch die Verfilmung begeistern?