Autor: Mechthild Borrmann
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 1. Oktober 2018
Anzahl der Seiten: 288
Cover und Inhaltsangabe © Droemer
"Die Schönings leben in einem kleinen Dorf an der deutsch-belgischen Grenze. Wie die meisten Familien hier verdienen sich auch die Schönings mit Kaffee-Schmuggel etwas dazu. Die 17jährige Henni ist, wie viele andere Kinder, von Anfang an dabei und diejenige, die die Schmuggel-Routen über das Hohe Venn, ein tückisches Moor-Gebiet, kennt. So kann sie die Kaffee-Schmuggler, hauptsächlich Kinder, in der Nacht durch das gefährliche Moor führen. Ab 1950 übernehmen immer mehr organisierte Banden den Kaffee-Schmuggel, und Zöllner schießen auf die Menschen. Eines Nachts geschieht dann das Unfassbare: Hennis Schwester wird erschossen."
Nun habe ich endlich mein allererstes Buch von Mechthild Borrmann gelesen, die im Moment ja tatsächlich enorm gehypt wird. Überall wimmelt es von sehr positiven Rezensionen zu "Grenzgänger" und so war ich sehr neugierig auf die mir bisher unbekannte Autorin geworden.
Mechthild Borrmanns Schreibstil empfand ich als sehr angenehm. Ihre Geschichte baut sie hier auf verschiedenen Zeitebenen auf, was mich zu Beginn ein klein wenig verwirrt hat, aber Durchhalten lohnt sich hier wirklich.
Mechthild Borrmann gibt sich viel Mühe mit der Beschreibung ihrer Charaktere, allerdings hat mir doch, zugegebenermaßen, etwas die Nähe zu den Personen gefehlt. Es war eine gewisse Distanz da, die vielleicht auch nötig war, um das Buch nicht allzu melancholisch erscheinen zu lassen! Obwohl ich manche Geschehnisse todtraurig fand, muss ich doch sagen, dass ich mit den Charakteren nicht zu 100% mitfiebern konnte!
- Henni -
Im Zentrum aller steht Henni und ihr Leben. Sie hat frühzeitig ihre Mutter verloren und musste sich um ihre Geschwister kümmern, was dazu geführt hat, dass sie selbst eine echte Kindheit besaß. Hennis Geschichte ist bist zum sehr bitteren "Ende" wirklich tragisch und weiß zu fesseln. Ich konnte beim Lesen ihrer Abschnitte stets die Last spüren, die sie mit sich herumtragen muss. So sollte tatsächlich keine "normale" Kindheit aussehen!
- Elsa -
Elsa war für mich der Charakter, der besonders viel Herz hier bewiesen hat und für einen gewissen Ausgleich gesorgt hat. So ist sie diejenige, die stets an Elsa glaubt und sich damit beinahe gegen das gesamte Dorf stellt, in dem sie lebt.
Dieser Charakter war hier für mich sehr wichtig innerhalb der Geschichte, denn hier gab es echte Lichtblicke und Hoffnungen, was dem Buch die ansonsten doch recht vorherrschende Schwere genommen hat!
"Grenzgänger" von Mechthild Borrmanm ist ein Buch, das zum Nach- und Mitdenken einlädt. Es ist eine fiktive Geschichte, die sich aber so oder so ähnlich sicher zugetragen haben könnte. Besonders die Thematik rund um die körperlichen und seelischen Misshandlungen in kirchlichen Heimen hat mich hier sehr mitgenommen.
Zu Beginn hatte ich zwar ein paar Schwierigkeiten mich in die verschiedenen Zeitebenen reinzufinden, aber nach gut fünfzig Seiten war ich dann endlich in der Geschichte drin. Es ist auf emotionaler Sicht teilweise keine leichte Kost, besonders wenn der Leser Einblicke in den Heimalltag bekommt. Hier hat Mechthild Borrmann aber eine gewisse Distanz geschaffen, die meiner Meinung auch nötig war. So war "Grenzgänger" für mich ein sehr wichtiges Buch, das mich aber an keiner Stelle direkt zum weinen bringen konnte. Dafür fehlte mir tatsächlich eine gewisse Nähe zu den Charakteren.
Der Klappentext gibt leider auch schon recht viel von der Story vor, weswegen ich an einigen Wendepunkten in Hennis Leben, nicht mehr so recht schockiert war, da ich diese im Vorfeld schon erahnt habe. Eine echte Überraschung und auch Tragik bietet das Buch erst zum Ende hin.
Dennoch hat mich die Geschichte von Henni, ihren Geschwister, Elsa und Thomas mitgenommen. Viele Ungerechtigkeiten haben dafür gesorgt, dass ich beim Lesen vor allem eines empfand: Hass. So fand ich Hennis Vater, der völlig verändert vom Krieg zurückgekehrt ist, als ungemein schwachen Mann, der hier einfach seine Kinder im Stich lässt und nur noch Gott in seinem Leben haben will. Ich empfand ihn beinahe so schlimm wie die Schwester im Heim, die bei den Kindern für "Zucht" und "Ordnung" sorgt.
Mechthild Borrmann betrachtet hier auch die Kirche sehr kritisch. Viele Anspielungen, die unsere Elsa hier wiedergibt, empfand ich als sehr passend. Wir Menschen lassen uns leider viel zu oft blenden und agieren dann nur noch als Mitläufer. Das wird hier bezüglich Henni, die hier noch in zwei Mordfälle verwickelt wird, schnell deutlich. Ein Gerücht wird schnell zur herbeigesehnten Wahrheit und es gibt kaum noch Leute, die Dinge hinterfragen. In dieser Hinsicht lässt sich die Geschichte mit Sicherheit auch auf unsere Zeit übertragen.
"Grenzgänger" ist auf jeden Fall eine Geschichte, vor der man sich nicht verschließen sollte. Der Leser sollte sich vor Augen halten, dass so und nicht anders der Heimalltag für viele Kinder aussah und dass die Kirche ihre "Unantastbarkeit" viele Male ausgenutzt hat. Mich konnte vor allem das Ende, das noch einmal zum eigenen Interpretieren und Nachdenken einlädt, begeistern, auch wenn mir doch das eine oder andere Mal die Nähe zu den Charakteren gefehlt hat.
"Grenzgänger" ist eine wichtige Geschichte über die verlorene Kindheit mehrerer Menschen. Es geht um den grausigen Alltag in einem kirchlichen Heim, aber auch um die Frage, ob es in dieser kalten, trostlosen Welt doch noch Gerechtigkeit und auch Verständnis gibt!
Erscheinungsdatum: 1. Oktober 2018
Anzahl der Seiten: 288
Cover und Inhaltsangabe © Droemer
"Die Schönings leben in einem kleinen Dorf an der deutsch-belgischen Grenze. Wie die meisten Familien hier verdienen sich auch die Schönings mit Kaffee-Schmuggel etwas dazu. Die 17jährige Henni ist, wie viele andere Kinder, von Anfang an dabei und diejenige, die die Schmuggel-Routen über das Hohe Venn, ein tückisches Moor-Gebiet, kennt. So kann sie die Kaffee-Schmuggler, hauptsächlich Kinder, in der Nacht durch das gefährliche Moor führen. Ab 1950 übernehmen immer mehr organisierte Banden den Kaffee-Schmuggel, und Zöllner schießen auf die Menschen. Eines Nachts geschieht dann das Unfassbare: Hennis Schwester wird erschossen."
Nun habe ich endlich mein allererstes Buch von Mechthild Borrmann gelesen, die im Moment ja tatsächlich enorm gehypt wird. Überall wimmelt es von sehr positiven Rezensionen zu "Grenzgänger" und so war ich sehr neugierig auf die mir bisher unbekannte Autorin geworden.
Mechthild Borrmanns Schreibstil empfand ich als sehr angenehm. Ihre Geschichte baut sie hier auf verschiedenen Zeitebenen auf, was mich zu Beginn ein klein wenig verwirrt hat, aber Durchhalten lohnt sich hier wirklich.
Mechthild Borrmann gibt sich viel Mühe mit der Beschreibung ihrer Charaktere, allerdings hat mir doch, zugegebenermaßen, etwas die Nähe zu den Personen gefehlt. Es war eine gewisse Distanz da, die vielleicht auch nötig war, um das Buch nicht allzu melancholisch erscheinen zu lassen! Obwohl ich manche Geschehnisse todtraurig fand, muss ich doch sagen, dass ich mit den Charakteren nicht zu 100% mitfiebern konnte!
- Henni -
Im Zentrum aller steht Henni und ihr Leben. Sie hat frühzeitig ihre Mutter verloren und musste sich um ihre Geschwister kümmern, was dazu geführt hat, dass sie selbst eine echte Kindheit besaß. Hennis Geschichte ist bist zum sehr bitteren "Ende" wirklich tragisch und weiß zu fesseln. Ich konnte beim Lesen ihrer Abschnitte stets die Last spüren, die sie mit sich herumtragen muss. So sollte tatsächlich keine "normale" Kindheit aussehen!
- Elsa -
Elsa war für mich der Charakter, der besonders viel Herz hier bewiesen hat und für einen gewissen Ausgleich gesorgt hat. So ist sie diejenige, die stets an Elsa glaubt und sich damit beinahe gegen das gesamte Dorf stellt, in dem sie lebt.
Dieser Charakter war hier für mich sehr wichtig innerhalb der Geschichte, denn hier gab es echte Lichtblicke und Hoffnungen, was dem Buch die ansonsten doch recht vorherrschende Schwere genommen hat!
"Grenzgänger" von Mechthild Borrmanm ist ein Buch, das zum Nach- und Mitdenken einlädt. Es ist eine fiktive Geschichte, die sich aber so oder so ähnlich sicher zugetragen haben könnte. Besonders die Thematik rund um die körperlichen und seelischen Misshandlungen in kirchlichen Heimen hat mich hier sehr mitgenommen.
Zu Beginn hatte ich zwar ein paar Schwierigkeiten mich in die verschiedenen Zeitebenen reinzufinden, aber nach gut fünfzig Seiten war ich dann endlich in der Geschichte drin. Es ist auf emotionaler Sicht teilweise keine leichte Kost, besonders wenn der Leser Einblicke in den Heimalltag bekommt. Hier hat Mechthild Borrmann aber eine gewisse Distanz geschaffen, die meiner Meinung auch nötig war. So war "Grenzgänger" für mich ein sehr wichtiges Buch, das mich aber an keiner Stelle direkt zum weinen bringen konnte. Dafür fehlte mir tatsächlich eine gewisse Nähe zu den Charakteren.
Der Klappentext gibt leider auch schon recht viel von der Story vor, weswegen ich an einigen Wendepunkten in Hennis Leben, nicht mehr so recht schockiert war, da ich diese im Vorfeld schon erahnt habe. Eine echte Überraschung und auch Tragik bietet das Buch erst zum Ende hin.
Dennoch hat mich die Geschichte von Henni, ihren Geschwister, Elsa und Thomas mitgenommen. Viele Ungerechtigkeiten haben dafür gesorgt, dass ich beim Lesen vor allem eines empfand: Hass. So fand ich Hennis Vater, der völlig verändert vom Krieg zurückgekehrt ist, als ungemein schwachen Mann, der hier einfach seine Kinder im Stich lässt und nur noch Gott in seinem Leben haben will. Ich empfand ihn beinahe so schlimm wie die Schwester im Heim, die bei den Kindern für "Zucht" und "Ordnung" sorgt.
Mechthild Borrmann betrachtet hier auch die Kirche sehr kritisch. Viele Anspielungen, die unsere Elsa hier wiedergibt, empfand ich als sehr passend. Wir Menschen lassen uns leider viel zu oft blenden und agieren dann nur noch als Mitläufer. Das wird hier bezüglich Henni, die hier noch in zwei Mordfälle verwickelt wird, schnell deutlich. Ein Gerücht wird schnell zur herbeigesehnten Wahrheit und es gibt kaum noch Leute, die Dinge hinterfragen. In dieser Hinsicht lässt sich die Geschichte mit Sicherheit auch auf unsere Zeit übertragen.
"Grenzgänger" ist auf jeden Fall eine Geschichte, vor der man sich nicht verschließen sollte. Der Leser sollte sich vor Augen halten, dass so und nicht anders der Heimalltag für viele Kinder aussah und dass die Kirche ihre "Unantastbarkeit" viele Male ausgenutzt hat. Mich konnte vor allem das Ende, das noch einmal zum eigenen Interpretieren und Nachdenken einlädt, begeistern, auch wenn mir doch das eine oder andere Mal die Nähe zu den Charakteren gefehlt hat.
"Grenzgänger" ist eine wichtige Geschichte über die verlorene Kindheit mehrerer Menschen. Es geht um den grausigen Alltag in einem kirchlichen Heim, aber auch um die Frage, ob es in dieser kalten, trostlosen Welt doch noch Gerechtigkeit und auch Verständnis gibt!