Dienstag, 20. November 2018

[Rezension] Träume, die ich uns stehle - Lily Oliver

Titel: Träume, die ich uns stehle
Autor:  Lily Oliver
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 2. November 2017
Anzahl der Seiten: 400
Cover und Inhaltsangabe © Knaur




"Lara kann nicht aufhören zu reden. Ein Zwang treibt die an Amnesie leidende junge Frau dazu, ihre Erinnerungslücken mit Worten zu füllen. Längst hört ihr keiner mehr zu, außer in den Therapiestunden, die sie als Patientin der Psychiatrie bekommt. Bis sie Thomas findet. Lara weiß, es ist falsch, ihre Verzweiflung über ihre Amnesie auf ihn abzuladen, denn Thomas liegt im Koma. Dennoch schleicht sie sich immer wieder zu ihm und bemerkt bald, dass er auf ihre Stimme reagiert. Lara beschließt, Thomas eine Geschichte zu erzählen: eine Liebesgeschichte zwischen ihr und ihm, die bald für beide realer wird als ihr Dasein im Krankenhaus. Ein Traum von Liebe, an den sich beide klammern und der die Kraft hätte, nicht nur Thomas aus der Dunkelheit zu holen, sondern auch Lara. Doch beide ahnen nicht, was für eine erschütternde Wahrheit in den Tiefen von Laras Geschichte auf sie wartet …"




Mein allererstes Buch von der deutschen Autorin Lily Oliver hat mich ei wenig zwiegespalten zurückgelassen. Auf der einen Seite empfand ich ihren Schreibstil als sehr sensibel und auch angenehm ruhig, auf der anderen hat mit irgendwie ein gewisser Elan gefehlt.

"Träume, die uns uns stehle" wird aus der Sicht von Lara und von dem im Koma liegenden Thomas erzählt. Beide sind verloren, Lara in der "echten" Welt, Thomas in der "Traumwelt". Diese Darstellung der beiden fand ich angenehm, vor allem, da der Leser immer wieder in Thomas Komazustand eintaucht und so das, was Lara ihm an seinem Krankenbett erzählt, dort verarbeitet wird.

Dennoch hat mir irgendwie gerade zu Beginn ein etwas intensiverer Einblick in die Leben der beiden gefehlt. (Oder zumindest erst einmal in Laras!) Vieles wird leider nur kurz angeschnitten und ich als Leser habe den Wunsch verspürt, hier tatsächlich etwas tiefer in die Geschichte eintauchen zu können!




- Lara -

Lara ist psychisch krank, versteht aber selbst nicht so recht, was mit ihr nicht stimmt. Immer wieder vergisst sie Dinge und versucht, durch einen unerschütterlichen Redefluss, die verlorenen Erinnerung wieder hervorzulocken. Zugegebenermaßen ist sie kein leichter Charakter, denn zu Beginn stellt sich sich ihren Problemen noch nicht so recht und wirkt furchtbar verloren. Nicht einmal ihr Psychiater scheint ihr die nötige Kraft zu geben ...

Ich mochte Lara, auch wenn ich mir hier tatsächlich gewünscht hätte, noch mehr über ihre Vorgeschichte und vor allem auch ihre Amnesie zu erfahren!

- Thomas -

Thomas lernt der Leser gar nicht so richtig kennen, schließlich liegt er hier im Koma und die Einblicke in seine "Traumwelt" sind zu Beginn recht wirr und werden erst zum Ende hin klarer. Seine "Vorgeschichte" wird hier allerdings wie Laras nur kurz angeschnitten, weswegen ich auch hier das Gefühl hatte, ihn nicht näher kennenlernen zu dürfen ...




"Träume, die ich uns stehle" ist auf jeden Fall ein Roman, beziehungsweise ein Jugendbuch, das nicht dem Mainstream entspricht. Zum einen haben wir hier zwei junge Menschen, die sich verloren haben. Auf der einen Seite ist da Lara, die an Amnesie leidet und auf der anderen Seite ist da Thomas, der durch einen Unfall ins Koma gelandet ist. Die Frage, die sich hier stellt: Kannten sich die beiden?

Lara beginnt, an Thomas Bett eine Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte, die sich wahr und falsch zugleich anfühlt. Irgendwann verschmilzt diese Geschichte mit der Traumwelt, in der Thomas sich befindet. Diese Einblicke in seinen Komazustand, bei denen man das Gefühl hatte, er würde das Erzählte selbst erleben und verarbeiten, fand ich äußerst gelungen!

Mit dem Anfang der Geschichte habe ich mich allerdings etwas schwerer getan. Die Autorin gibt hier recht wenig preis, was mit Sicherheit auch daran liegt, dass sich Lara kaum an etwas erinnern kann. Leider blieb das Buch bis zu einem gewissen Punkt daher recht flach. Etwas mehr Tiefe hätte den beiden Charakteren (oder zumindest Lara) hier definitiv gut getan!

Das Ende beziehungsweise die große Wende hat mich dann aber tatsächlich sehr überrascht und war für mich auch das Highlight des Buches. Hiermit hatte ich tatsächlich nicht gerechnet und ich war erstaunt, wie gut die Autorin es geschafft hat, den Leser in eine gewisse Richtung zu drängen.

So toll ich die "Auflösung" dann auch fand, so ganz überzeugen konnte mich das Buch als Gesamtwerk allerdings nicht. Ein etwas flotteres Tempo und gleichzeitig ein tieferer Einblick in die "beiden" Protagonisten hätte das Buch wirklich perfekt werden lassen. Im Nachhinein werden mir aber nicht die Charaktere, sondern wohl nur die Wende in Erinnerung bleiben!




"Träume, die ich uns stehle" besitzt einen außergewöhnlichen Plot, der durch die unerwartete Wende am Ende tatsächlich punktet kann, für meinen Geschmack aber gerade zu Beginn zu wenig Tiefe und eine viel zu ruhige Erzählweise besitzt ... Eine interessante Idee, die mich aber erst gegen Ende hin wirklich begeistern konnte ...

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