Autor: Joe R. Lansdale
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 15. November 2010
Anzahl der Seiten: 362
Cover und Inhaltsangabe © Golkonda Verlag
"Osttexas in den 30er Jahren: In Camp Rapture ist die Sägemühle der Familie Jones der größte Arbeitgeber. Pete, einziger Sohn der Familie und Constable des kleinen Orts, prügelt und vergewaltig regelmäßig seine Frau Sunset, bis diese ihn eines Tages in Notwehr erschießt.
Ganz Camp Rapture steht Kopf, als Petes Mutter sich nicht nur auf Sunsets Seite schlägt, sondern auch dafür sorgt, dass ihre Schwiegertochter der neue Constable des Ortes wird. Als wäre diese Kröte nicht schon schwer genug zu schlucken, nimmt Sunset ihre neue Aufgabe auch noch außerordentlich ernst. Ihre Untersuchung eines rätselhaften Doppelmords reißt sie in einen gefährlichen Strudel aus Gier, Korruption und brutaler Gewalt."
Bei einer weiteren gemeinsamen Leserunde mit zwei lieben Bloggerkolleginnen habe ich nun nach "Gluthitze" und "Ein feiner dunkler Riss" mein drittes Buch von Joe R. Lansdale kennenlernen dürfen. Ich mag seinen außergewöhnlichen Schreibstil, der sicher nicht jedem Leser gefällt. Lansdale besitzt einen ganz eigenen Aufbau seiner Romane, die man recht schwer einem Genre zuordnen kann.
In "Kahlschlag" gibt es wieder eine sehr derbe Sprache gepaart mit seinem typischen schwarzen Humor, der hier aber durch die doch sehr ernste Thematik etwas schwächelt. Ich konnte dieses Werk zwar als Abenteuer sehen, aber irgendwas hat mir doch gefehlt, um vollständig in diese Geschichte einzutauchen. In erster Linie lag es wohl daran, dass in "Kahlschlag" die Charaktere nicht lebendig wirken ...
- Sunset -
Sunset beweist gleich auf den ersten Seiten eine ungemeine Stärke, als sie sich ihrem gewalttätigen Mann entgegenstellt und ihn erschießt. Diese Stärke zieht sich durchs ganze Buch und lässt leider keinen Freiraum für irgendwelche persönlichen Entwicklungen.
Für mich war Sunset von Anfang zu stark, zu überlegen. In ihrer Rolle als neuer Constable weiß sie sofort, wie sie sich durchsetzen muss und besitzt von Anfang an ein großes Selbstvertrauen. Auf der eine Seite ist dies in der Zeit, in der sie lebt, auch nötig, doch auf der anderen Seite war mir Sunset einfach zu stark. Für mich besaß sie definitiv zu wenig Ecken und Kanten.
Leider steht Sunset auch im Fokus des ganzen. Sie ist es, die einen "alten" Kriminalfall ins Rollen bringt. Neben ihr erscheinen alle anderen Charaktere furchtbar blass und leider sehr schwach ausgearbeitet. Besonders die männlichen Personen wirken doch alle, bis auf wenige Ausnahmen, gleich in ihrer Sprache, als auch in ihrem Denken, was ich hier sehr schade fand.
In "Kahlschlag" gab es leider keinen Charakter mit dem ich mitfiebern konnte und auch keinen, den ich von der Charakterzeichnung besonders interessant fand. Lansdale gibt hier wenig Einblick in die Hintergrundgeschichten und so blieben sie allesamt doch recht blass und eindimensional.
"Kahlschlag" soll, laut Kritiker und Leser, DAS Meisterwerk Lansdales sein. Bei der gemeinsamen Leserunde stellten wir allerdings schnell fest, dass wir wohl alle etwas ganz anderes erwartet hatten. Zwar beginnt "Kahlschlag" mit einem großen Knall, der auch einen tollen Nachklang besitzt, aber irgendwann plätschert die Geschichte nur vor sich hin.
Wie gewohnt baut Lansdale auch hier wieder eine kleine Krimihandlung ein, die allerdings in diesem Buch enorm in den Hintergrund rückt. Ich kann nicht einmal genau sagen, was nun die Haupthandlung des Buches war, auf jeden Fall behandelt Lansdale wieder einmal die Ungerechtigkeiten, sei es nun die Ausgrenzung der Farbigen oder die fehlende Gleichberechtigung der Frauen.
Die Emanzipation geht hier allerdings recht schnell vonstatten, denn Sunset, unsere Protagonistin, ist stark und setzt sich von Anfang an durch. Deswegen bekommen wir als Leser die Schattenseiten dieser Zeit nicht im vollem Ausmaß zu spüren, sondern begleiten hier einer Frau, die von Anfang an das nötige Selbstvertrauen besitzt, um sich den Männern zu wiedersetzen.
Für mich bot "Kahlschlag" leider zu wenig Überraschungen. Immer wieder führt Lansdale Charaktere ein, die allerdings gar keine eigene Geschichte besitzen. So fand ich beispielsweise zu Beginn Hillbilly sehr interessant. Allerdings wurde ich gerade bei diesem Charakter maßlos enttäuscht ...
Die derbe Sprache war mir hier an einige Stellen zu viel. Teilweise war es mir zu sexistisch. Beinahe alle Männer, die vorkommen, agieren gleich und teilen eine ähnliche Auffassung. Dies war mir hier viel zu eindimensional und hat dem Buch leider einen sehr pessimistischen Touch gegeben.
Obwohl es zum Ende hin wieder einen gehörigen Actionanteil gibt, musst ich doch gestehen, dass ich irgendwann den Faden verloren habe und das Buch nur noch schnell hinter mich bringen wollte. Die Krimihandlung selbst war mir zu schwach, auch wenn es am Ende noch eine klitzekleine Wendung gibt, die mich allerdings nicht vom Hocker reißen konnte.
An dieser Stelle muss ich leider sagen, dass ich von "Kahlschlag" enttäuscht bin. Die Grundidee ist interessant, auch das Thema der Emanzipation wurde gut eingebaut, aber mir wurde alles so schnell abgehandelt und die Charaktere blieben mir leider viel zu blass und eindimensional.
"Kahlschlag" war mein drittes Buch von Joe R. Lansdale und besaß leider eine Geschichte, die mich nicht so recht in den Bann ziehen konnte. Die Charaktere blieben mir zu blass, die Handlung lief mir zu distanziert ab. Für mich bis jetzt das schwächste Buch von Joe R. Lansdale, auch wenn hier die
Grundidee nicht schlecht ist ...
Erscheinungsdatum: 15. November 2010
Anzahl der Seiten: 362
Cover und Inhaltsangabe © Golkonda Verlag
"Osttexas in den 30er Jahren: In Camp Rapture ist die Sägemühle der Familie Jones der größte Arbeitgeber. Pete, einziger Sohn der Familie und Constable des kleinen Orts, prügelt und vergewaltig regelmäßig seine Frau Sunset, bis diese ihn eines Tages in Notwehr erschießt.
Ganz Camp Rapture steht Kopf, als Petes Mutter sich nicht nur auf Sunsets Seite schlägt, sondern auch dafür sorgt, dass ihre Schwiegertochter der neue Constable des Ortes wird. Als wäre diese Kröte nicht schon schwer genug zu schlucken, nimmt Sunset ihre neue Aufgabe auch noch außerordentlich ernst. Ihre Untersuchung eines rätselhaften Doppelmords reißt sie in einen gefährlichen Strudel aus Gier, Korruption und brutaler Gewalt."
Bei einer weiteren gemeinsamen Leserunde mit zwei lieben Bloggerkolleginnen habe ich nun nach "Gluthitze" und "Ein feiner dunkler Riss" mein drittes Buch von Joe R. Lansdale kennenlernen dürfen. Ich mag seinen außergewöhnlichen Schreibstil, der sicher nicht jedem Leser gefällt. Lansdale besitzt einen ganz eigenen Aufbau seiner Romane, die man recht schwer einem Genre zuordnen kann.
In "Kahlschlag" gibt es wieder eine sehr derbe Sprache gepaart mit seinem typischen schwarzen Humor, der hier aber durch die doch sehr ernste Thematik etwas schwächelt. Ich konnte dieses Werk zwar als Abenteuer sehen, aber irgendwas hat mir doch gefehlt, um vollständig in diese Geschichte einzutauchen. In erster Linie lag es wohl daran, dass in "Kahlschlag" die Charaktere nicht lebendig wirken ...
- Sunset -
Sunset beweist gleich auf den ersten Seiten eine ungemeine Stärke, als sie sich ihrem gewalttätigen Mann entgegenstellt und ihn erschießt. Diese Stärke zieht sich durchs ganze Buch und lässt leider keinen Freiraum für irgendwelche persönlichen Entwicklungen.
Für mich war Sunset von Anfang zu stark, zu überlegen. In ihrer Rolle als neuer Constable weiß sie sofort, wie sie sich durchsetzen muss und besitzt von Anfang an ein großes Selbstvertrauen. Auf der eine Seite ist dies in der Zeit, in der sie lebt, auch nötig, doch auf der anderen Seite war mir Sunset einfach zu stark. Für mich besaß sie definitiv zu wenig Ecken und Kanten.
Leider steht Sunset auch im Fokus des ganzen. Sie ist es, die einen "alten" Kriminalfall ins Rollen bringt. Neben ihr erscheinen alle anderen Charaktere furchtbar blass und leider sehr schwach ausgearbeitet. Besonders die männlichen Personen wirken doch alle, bis auf wenige Ausnahmen, gleich in ihrer Sprache, als auch in ihrem Denken, was ich hier sehr schade fand.
In "Kahlschlag" gab es leider keinen Charakter mit dem ich mitfiebern konnte und auch keinen, den ich von der Charakterzeichnung besonders interessant fand. Lansdale gibt hier wenig Einblick in die Hintergrundgeschichten und so blieben sie allesamt doch recht blass und eindimensional.
"Kahlschlag" soll, laut Kritiker und Leser, DAS Meisterwerk Lansdales sein. Bei der gemeinsamen Leserunde stellten wir allerdings schnell fest, dass wir wohl alle etwas ganz anderes erwartet hatten. Zwar beginnt "Kahlschlag" mit einem großen Knall, der auch einen tollen Nachklang besitzt, aber irgendwann plätschert die Geschichte nur vor sich hin.
Wie gewohnt baut Lansdale auch hier wieder eine kleine Krimihandlung ein, die allerdings in diesem Buch enorm in den Hintergrund rückt. Ich kann nicht einmal genau sagen, was nun die Haupthandlung des Buches war, auf jeden Fall behandelt Lansdale wieder einmal die Ungerechtigkeiten, sei es nun die Ausgrenzung der Farbigen oder die fehlende Gleichberechtigung der Frauen.
Die Emanzipation geht hier allerdings recht schnell vonstatten, denn Sunset, unsere Protagonistin, ist stark und setzt sich von Anfang an durch. Deswegen bekommen wir als Leser die Schattenseiten dieser Zeit nicht im vollem Ausmaß zu spüren, sondern begleiten hier einer Frau, die von Anfang an das nötige Selbstvertrauen besitzt, um sich den Männern zu wiedersetzen.
Für mich bot "Kahlschlag" leider zu wenig Überraschungen. Immer wieder führt Lansdale Charaktere ein, die allerdings gar keine eigene Geschichte besitzen. So fand ich beispielsweise zu Beginn Hillbilly sehr interessant. Allerdings wurde ich gerade bei diesem Charakter maßlos enttäuscht ...
Die derbe Sprache war mir hier an einige Stellen zu viel. Teilweise war es mir zu sexistisch. Beinahe alle Männer, die vorkommen, agieren gleich und teilen eine ähnliche Auffassung. Dies war mir hier viel zu eindimensional und hat dem Buch leider einen sehr pessimistischen Touch gegeben.
Obwohl es zum Ende hin wieder einen gehörigen Actionanteil gibt, musst ich doch gestehen, dass ich irgendwann den Faden verloren habe und das Buch nur noch schnell hinter mich bringen wollte. Die Krimihandlung selbst war mir zu schwach, auch wenn es am Ende noch eine klitzekleine Wendung gibt, die mich allerdings nicht vom Hocker reißen konnte.
An dieser Stelle muss ich leider sagen, dass ich von "Kahlschlag" enttäuscht bin. Die Grundidee ist interessant, auch das Thema der Emanzipation wurde gut eingebaut, aber mir wurde alles so schnell abgehandelt und die Charaktere blieben mir leider viel zu blass und eindimensional.
"Kahlschlag" war mein drittes Buch von Joe R. Lansdale und besaß leider eine Geschichte, die mich nicht so recht in den Bann ziehen konnte. Die Charaktere blieben mir zu blass, die Handlung lief mir zu distanziert ab. Für mich bis jetzt das schwächste Buch von Joe R. Lansdale, auch wenn hier die
Grundidee nicht schlecht ist ...
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