Freitag, 4. September 2020

[Rezension] Wir Kinder vom Bahnhof Zoo - Christiane F.

Titel: Wir Kinder vom Bahnhof Zoo
Autor:  Christiane F., Horst Rieck, Kai Hermann
Genre: Biografie
Erscheinungsdatum: 1978
Anzahl der Seiten: 342
Cover und Inhalsangabe: © Stern Magazin


Begonnen: 25.07.2020
Beendet: 29.07.2020


"Im Alter von zwölf Jahren kommt Christiane F. in einem Jugendheim zum Haschisch, kurz darauf in einer Diskothek zum Heroin. Sie wird süchtig, geht vormittags zur Schule und nachmittags mit ihren ebenfalls heroinabhängigen Freunden auf den Kinderstrich am Bahnhof Zoo. Die Berlinerin Christiane F. erzählt mit minuziösem Erinnerungsvermögen und rückhaltloser Offenheit ihre traurige Geschichte. Ein Buch, das in den 70er Jahren Deutschland erschütterte - und bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat."


In meiner Jugend habe ich die Geschichte von Christiane F. immer nur am Rande aufgeschnappt. Mit der Party- und Drogenszene hatte ich nämlich nie wirklich etwas am Hut und deswegen hat das Buch auch nie den Weg zu mir gefunden. Nun habe ich allerdings eine alte Ausgabe in einem Bücherschrank entdeckt und so habe ich die Chance, Christines Geschichte kennenzulernen, genutzt.

Das Buch ist nach Tonbandaufnahmen der Christiane F. verfasst, lässt auch aber andere Personen aus ihren Umfeld zu Worte kommen. Es ist sehr umgangssprachlich verfasst und daher sehr zugänglich, Schon nach wenigen Seiten war ich von der Geschichte gefesselt.

Wir erfahren zu Beginn erst einmal, wie Christiane mit ihrer Familie vom Lande fortzieht und in der Großstadt Berlin landet. Dort platzen die Träume der Eltern recht schnell und sie führen schließlich ein ärmliches Leben in einem Hochhaus. Schonungslos und ehrlich erzählt Christiane, wie sie einfach nur irgendwo dazugehören will, erste Freundschaften schließt und schließlich mit Drogen in Kontakt kommt. Anfangs nimmt sie nur Haschisch, kommt dann zu LSD und schließlich zu Heroin.

Erschreckend ist die damalige Entwicklung der Drogenszene und die Tatsache, das extrem junge Menschen dem Rauschgift verfallen und daran sogar sterben. Ziellos streifen hier auch "Die Kinder vom Bahnhof Zoo" umher und klammern sich in ihrer Verzweiflung aneinander.

Wir erleben mit Christiane die erste Verliebtheit und auch ihre erste feste Beziehung, die ihr sowohl Hoffnung gibt, sie aber dennoch immer tiefer in den Drogensumpf abrutschen lässt. Auch Prostitution spielt in Christianes Leben schließlich eine große Rolle und es tat mir beim Lesen echt in der Seele weh, mitzuerleben, wie dieses arme und viel junge Mädchen sich immer mehr verliert ...

Mich hat "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" beim Lesen sehr mitgenommen und teilweise habe ich mich genauso betäubt und ohnmächtig wie Christiane gefühlt. Das System ist heillos überfordert. Besonders schockiert hat mich die Tatsache, wie schwer es ist, Hilfe zu bekommen und wie viele Vorurteile selbst Ärzte und Polizisten haben ...

Christiane, die eigentlich ein sehr intelligentes und tierliebes Mädchen ist, hat kein Ziel. An vielen Punkten wird klar, dass sie einfach nur auf der Suche nach etwas ist, woran sie glauben kann. Immer wieder träumt sie von einem "normalen" Leben, doch sie weißt einfach nicht, wie sie dieses erreichen kann. Letztendlich ist zwar jeder Mensch für seine Entscheidungen selbst verantwortlich, aber dieses Buch zeigt auf sehr anschauliche Art und Weise, was ein solch toxisches Umfeld anrichten kann und welche Macht Drogen haben ...


Ein biografisches Buch, das ich viel zu spät in meinem Leben gelesen habe. Christianes Geschichte ist aber heute wie damals aktuell und definitiv ein Must Read!

Ich vergebe 5 von 5 mit einem Extra-Regentropfen!

7 Kommentare:

  1. Hey Jessi,

    ich habe das Buch 2018 gelesen und es kommt mir vor wie gestern. Ein wirklich nachhallendes Buch, das erschreckend aktuell ist.

    Liebe Grüße Melli

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    1. Huhu Melli,

      oh ja, das Buch hat wirklich einen sehr Nachklang, der noch lange anhält. Ich hab mittlerweile auch den Film gesehen und finde dieses ganze Drogenthema echt erschreckend!

      Liebe Grüße
      Jessi

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  2. Hallo Jessi,

    ich habe das Buch vor Ewigkeiten gelesen. Die Geschichte empfand ich damals als sehr berührend und ich kann dein Fazit hier nur unterschreiben: Die Geschichte ist damals wie heute aktuell und wirkt nach. Ich würde es ebenfalls als Must-Read betiteln.

    Liebe Grüße
    Tanja

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    1. Huhu Tanja :D

      Irgendwie habe ich dem Buch früher nie Beachtung geschenkt, weil das Drogenthema für mich nicht direkt greifbar war. Aber die Geschichte reißt einen wirklich mit und zeigt einen tatsächlich sehr gut, wie es in dieser Szene ausschaut ... Eine Szene, die ja auch heute noch existiert ...

      Liebe Grüße
      Jessi

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  3. Hallo Jessi,

    das Buch habe ich auch nie gelesen, nur eine alte Verfilmung in der Schule gesehen. Auf mich wirkt schon deine Rezension recht ergreifend. Für dieses ernste Thema müsste ich in der richtigen Stimmung sein. Jedenfalls finde ich es schön, dass du dieses Buch vorgestellt hast. Es ist wichtig.

    Übrigens, die neue Darstellung deiner Bewertung gefällt mir ausgzeichnet. Das hat etwas.

    Liebe Grüße,
    Nicole

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    1. Huhu Nicole :D

      Ich hab mich für das Thema nie sonderlich interessiert, deswegen war ich erstaunt, dass es mich doch so ergriffen hat. Es ist wohl ein Thema, das heute auch noch sehr aktuell ist. Schade, dass viele es aus dieser Drogensucht nicht mehr herausschaffen und das die Gesellschaft das alles doch nicht wirklich ernst nimmt ...

      Schön, dass dir mein neues Bewertungssystem und die Darstellung gefällt. Um ehrlich zu sein, ist es aus der Not heraus entstanden ... Die neue Bloggerversion, die ja anscheinend bald verpflichtend ist, ist bei mir so fehlerhaft, dass ich keine Bilder verschoben bekomme ... Deswegen die Bewertung jetzt unten drunter statt daneben xD Aber mir gefällt es so nun auch besser, hat also was Gutes!

      Liebe Grüße
      Jessi

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    2. Hallo Jessi,

      also, ich finde dein neues Bewertungssystem richtig stylish und es passt wunderbar zum Blog. Ja, das neue Blogger ist (noch) etwas gewöhnungsbedürftig, aber es bringt auch Gutes mit.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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