Montag, 2. Januar 2023

[Rezension] Was dir bleibt - Jocelyne Saucier

 


Titel: Was dir bleibt

Autor:  Jocelyne Saucier

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2021
Seitenzahl: 255
Cover: © Insel Verlag

Begonnen: 06.12.2022
Beendet: 09.12.2022


Die 76-jährige Gladys besteigt ohne Ankündigung oder gar Verabschiedung einen Zug und verschwindet aus dem kleinen, kanadischen Dorf, in dem sie viele Jahre gelebt hat. Nun verfolgt der Leser zusammen mit einem scheinbar unbeteiligten Erzähler diese Reise, erfährt von Personen, die sie zurücklässt, die sie besucht oder auch die sie unterwegs trifft. Es ist eine Zugfahrt, die viel verändern soll ...





Von Anfang an stellt sich der Leser - wie wohl auch alle Bewohner des Ortes - die Frage, warum Gladys einfach in einem Zug steigt und ihre sehr depressive und selbstmordgefährdete Tochter zurücklässt. Anhand einer Karte am Ende kann der Reiseweg nachverfolgen werden und ich empfand Gladys, deren Leben nach und nach geschildert wird, als sehr spannenden Charakter. Auch die Geschichte der sogenannten "school trains" fand ich sehr interessant.

Mit der Erzählform dieses Romans hatte ich jedoch große Probleme. Der Erzähler ist ein Lehrer und Bahnliebhaber, der Gladys nicht kannte und selbst gar nicht so recht zu verstehen scheint, warum er ihre Spuren verfolgt. Leider entsteht so schon zu Beginn eine große Kluft zwischen dem Leser und allen Charakteren, da der Erzähler alles nur gefiltert und fast schon emotionslos wiedergibt.

Diese fehlende Nähe hat es mir schwer gemacht, mit Gladys, ihrer Tochter oder auch den anderen Reisenden und Verwandten mitzufühlen. Viel Nebensächliches vermischt sich hier mit einer Geschichte einer rätselhaften und eigentlich sehr bedeutsamen Reise. Das Ende selbst bietet ein paar kleine Überraschungen, die auch den Sinn von Gladys Handeln beleuchten. Allerdings verpufft auch hier viel an der großen Distanz ...



"Was dir bleibt" ist ein nachdenklich stammender Roman über eine alte Frau, die eines Tages einfach in den Zug steigt und alles zurücklässt. Leider führt die sehr distanzierte Erzählform dazu, dass vieles einfach nur verpufft und auch das Ende seine Wirkung nicht so recht entfalten kann ...

Ich vergebe 3 von 5.




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