Dienstag, 30. April 2019

[Rezension] Niemand weiß, dass du hier bist - Nicoletta Giampietro

Titel: Niemand weiß, dass du hier bist
Autor:  Nicoletta Giampietro
Genre: Roman
Erscheinungsdatum:  1. März 2019
Anzahl der Seiten: 416
Cover und Inhaltsangabe © Piper




"Siena, 1942. Der zwölfjährige Lorenzo soll den Krieg bei seinem Großvater und seiner Tante überstehen. Noch ist es in der Toskana friedlich. Auf den weiten Plätzen der verwinkelten Stadt freundet er sich mit Franco an, der seine glühende Verehrung für den Duce teilt. Die Begeisterung bekommt erste Risse, als er Daniele kennenlernt. Daniele ist Jude. Als die Deutschen die Stadt besetzen und beginnen, jüdische Familien zu deportieren, kann Lorenzo nicht zusehen. Doch seine Entscheidung bringt nicht nur seine Freundschaft mit Franco in Gefahr, sondern auch seine Familie und ihn selbst."



In diesem Monat habe ich mich im Buchbereich wieder mit ein paar ernsteren Themen beschäftigt, darunter war auch wieder einmale die Zeit des zweiten Weltkrieges und dieses mal hat es mich mit "Niemand weiß, dass du hier bist" von Nicoletta Giampietro nach Italien verschlagen. Ein Italien, das auch ganz im Zeichen des Faschismus stand.

Das Buch hat mich von der ersten Seite in den Bann gezogen. Nicht nur, weil wir hier einen kleinen Jungen als Protagonisten haben, sondern auch, weil die Autorin geschickt historische Fakten einbaut und zeitgleich eine packende und emotionale Geschichte geschaffen hat!



- Lorenzo -

Lorenzo ist der kleine Held dieser Geschichte und das, obwohl er zu Beginn der Handlung tatsächlich sehr faschistisch eingestellt ist und stolz auf seinen Vater ist, der im Krieg kämpft. Als Lorenzo auch noch den Krämerjungen Franco kennenlernt, fühlt er sich absolut dazugehörig. Doch im Laufe dieses Romans wird er viel lernen müssen. So viel, dass seine kleine Welt schließlich vollkommen zerrüttet wird.

Ich konnte mit Lorenzo sofort mitfühlen, denn die Autorin lässt ihn eine enorme Entwicklung durchleben. So sind wir als Leser hautnah dabei, wie aus dem kleinen, manipulierten Jungen ein wahrer Held wird. Ein Held, der sich selbst gar nicht so recht als Held sieht!




Mit der Geschichte rund um Italien zu Kriegszeiten und besonders dem faschistischen Staatsoberhaupt Mussolini habe ich mich noch nie wirklich beschäftigt. Umso interessanter war es, hier gleich zu Kriegszeiten in ein Land katapultiert zu werden, dass genau wie Deutschland sehr faschistisch eingestellt war.

Wir lernen hier gleich einmal Lorenzo unseren Protagonisten kennen, der von seinen Eltern zu seiner Tante Chiara nach Siena geschickt wird. Schnell wird klar, dass seine Tante von dem System recht wenig hält, während Lorenzo selbst vom Krieg sehr fasziniert ist. Hier wird schnell klar, in wieweit bereits Kinder und Jugendliche manipuliert und in eine bestimmte Richtung gedrängt wird.

Als Lorenzo dann auch noch auf Franco trifft, der gerne selbst für Italien kämpfen würde und den Duce Mussolini verehrt, schlingen sich die Klauen des Faschismus noch tiefer in ihn. In der Schule wird der römische Gruß verlangt und Juden werden zu dem Hassobjekt Nummer eins erklärt. Lorenzo, der einfach nur dazugehören will, nimmt dieses Gedankengut natürlich erst einmal an.

Mit Lorenzo hat die Autorin in ihrem Debütroman einen sehr glaubhaften Protagonisten geschaffen, der hier erst einmal ein eigenes Denken entwickeln muss. Als er nämlich, wie der Klappentext bereits verrät, einen jüdischen Jungen kennenlernt, beginnt er Dinge zu hinterfragen und fängt eigenständig an zu denken.

Die historischen Fakten sind hier sehr interessant eingebaut. So erfahren wir natürlich einiges über Mussolinis Machenschaften als Duce Italiens, aber auch über die deutsch-italienische Beziehung. "Niemand weiß, dass du hier bist" war mal wieder so ein Buch, das mich animiert hab, neben dem Lesen noch einige eigene Nachforschungen mit einzubeziehen. (Gute Bücher führen eben immer zu anderen Büchern!)

Die Geschichte ist sehr emotional und tiefgründig. Es gab einige Momente, bei denen ich wirklich schlucken musst und bei denen mir aufgrund der ganzen Ungerechtigkeiten die Tränen kamen. Gleichzeitig ist das Buch allerdings nicht todtraurig oder deprimierend, sondern ganz das Gegenteil: Es spendet Mut und zeigt, dass es zu jeder Zeit Menschen gab/gibt, die sich für andere einsetzen.




Mich hat "Niemand weiß, dass du hier bist" von Nicoletta Giampietro von der ersten Seite in den Bann gezogen. Historische Fakten werden hier in eine sehr atmosphärische und tiefgründige
Geschichte eingebaut, die zwar die dunklen Zeiten Italiens aufzeigt, allerdings auch von Menschlichkeit erzählt!


2 Kommentare:

  1. Huhu,
    ich freue mich, dass dir das Buch auch so gutgefallen hat! Bei mir ist es mein April Highlight geworden. Ich lese ja gerne Geschichten über den zweiten Weltkrieg (auch wenn sich das jetzt etwas blöd anhört), aber Italien als Location hatte ich noch nie und ich habe wieder jede Menge erfahren. Und die Erzählweise der Autorin hat mir unheimlich gefallen.
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Huhu Martina :D

      Ich mag GEschichten dieser Art auch ganz gerne, weil es doch ein sehr düsteres Kapitel unserer Geschichte und kaum greifbar ist. Da ist es schon wichtig, zu verstehen!

      Das Buch hier war wirklich klasse! Es war auch mein erster "Ausflug" nach Italien zu Kriegszeiten. Ich habe echt eine Menge interessante Fakten erfahren! Schön, dass dich das Buch auch so begeistert hat! :D

      Liebe Grüße
      Jessi

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