Samstag, 20. April 2019

[Rezension] Die Fliedertochter - Teresa Simon

Titel: Die Fliedertochter
Autor:  Teresa Simon
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 11. Februar 2019
Anzahl der Seiten: 496
Cover und Inhaltsangabe © Heyne



Berlin 1936. Die Sängerin Luzie Kühn steht ganz am Anfang ihrer Karriere und träumt von einem Leben im Rampenlicht. Doch als Jüdin fühlt sie sich nicht mehr sicher und verlässt Berlin in Richtung Wien. Sie verliebt sich in den charismatischen Bela Król und schwebt im siebten Himmel, doch schon bald wird klar, dass Luzie auch in Wien nicht sicher ist ...




Nachdem ich im letzten Jahr bereits "Die Oleanderfrauen" von Teresa Simon gelesen habe und ich dort besonders den Vergangeheitsstrang sehr stark fand, musste ich auch das neue Buch der Autorin lesen.

Teresa Simon hat einen sehr angenehmen Schreibstil und fügt geschickt historische Fakten ein, ohne dabei den Leser zu langweilen oder das Buch unnötig in die Länge zu ziehen.

Wie bereits bei "Die Oleanderfrauen" empfand ich hier die Erzählung aus der Vergangenheit ungemein spannend und faszinierend, wohingegen der Gegenwartsstrang doch etwas schwächer wirkt. Dennoch war "Die Fliedertochter" wieder einmal ein Buch, dass mich nicht nur gefesselt hat, nein, es hat auch dafür gesorgt, dass ich mich zusätzlich über verschiedene historische Ereignisse belesen. So etwas schaffen wirklich nur ganz besondere Geschichten!




- Paulina -

Ich fange hier direkt einmal mit dem Gegenwartsstrang an, da die Geschichte natürlich mit diesem beginnt. Wir lernen hier Paulina kennen, die für eine gute Freundin nach Wien fährt, um dort ein Tagebuch abzuholen. Paulina beginnt allerdings gleich vor Ort in dem Erbstück zu lesen und wird in die Geschichte der jungen Sängerin Luzie Kühn hineingezogen, ohne zu ahnen, dass sich durch das, was sie in dem Buch liest, auch ihr Leben verändern wird!

Paulina ist eine junge und unabhängige Frau, die ein angenehmer, wenngleich auch ein recht typischer Charakter für den Gegenwatsstrang war. Sie ist sehr neugierig und macht sich daher auf Spurensuche durch Wien. Ich fand ihre Sicht angenehm, wenngleich ich mit Lucie mehr mitfiebern konnte!

- Luzie -

Im Vergangenheitsstrang begleiten wir Luzie von Berlin nach Österreich und erfahren, wie sie den Anfang des Krieges und schließlich auch die Besetzung des Landes erlebt. Ich mochte Luzie, denn sie reist voller Hoffnung nach Wien und wird dort dann mit der harten Realität konfrontiert, als sie sich in einen Juden verliebt ...

Luzie empfand ich als ungemein starken Charakter, der hier wirklich jede Menge Rückschläge einstecken muss und schließlich zu einer unabhängigen Frau heranwächst. Sie trifft das eine oder andere Mal die falschen Entscheidungen, hat das Herz aber definitiv am rechten Fleck!




Durch "Die Oleanderfrauen" war ich im Vorfeld schon darauf vorbereitet, dass auch in "Die Fliedertochter" der Vergangenheitsstrang deutlich stärker als der Gegenwartsstrang ist. Und so war es dann auch. Ich konnte erst vollkommen in der Geschichte eintauchen, als wir endlich ins Jahr 1936 reisen und dort Lucie Kühn kennenlernen.

Vollkommen fasziniert bin ich in die Vergangenheit eingetaucht. Ich fand es interessant, hier mehr über Österreich zu Zeiten des Krieges zu erfahren und zu sehen, welche Wellen doch der Nationalsozialismus auch in de angrenzenden Ländern geschlagen hat.

Mit Paulina gehen wir zusätzlich auf Spurensuche in der Gegenwart, wodurch sich nach und nach die einzelnen Puzzleteile zusammensetzen. So besuchen wir mit ihr gemeinsam einige historische Orte und tauchen dabei tief in die Geschichte von Luzie ein, die hier natürlich ein schreckliches Einzelschicksal darstellt.

Ich konnte mit Luzie mitfühlen, habe all das Positive, das ihr widerfahren ist, genossen, zeitgleich aber auch mitgelitten, als der Krieg und vor allem der Nationalsozialismus in Österreich immer präsenter wurden.

Das Buch hat mich animiert, mich hier mehr über die Kriegsgeschichte Österreichs zu belesen. Zusätzlich habe ich tierische Lust auf Sachertorte, die Wiener Malange und sogar das Wiener Schnitzel bekommen. (Und das als Vegetarier!) Die Autorin entführt den Leser hier in ein anderes Land und in eine andere Zeit. Da ich noch nie in Österreich war, fand ich es toll, hier wenigstens gedanklich einmal hinreisen zu können und gleichzeitig noch so viel zu lernen.

Klar, ein paar Dinge sind auch in diesem Buch wieder recht vorhersehbar und eine Liebesgeschichte hätte vollkommen ausgereicht, dennoch fesselt Lucies Schicksal ungemein und durch Paulina bekommen wir zusätzlich noch einen ganz anderen Blickwinkel präsentiert. Das Ende konnte mich, obwohl ich einen Teil der Auflösung bereits früh zusammengesetzt hatte, dennoch überzeugen und ich freue mich schon jetzt über weitere Bücher der Autorin!




"Die Fliedertochter" war ein ungemein spannender Einblick in Österreich zu Kriegszeiten! Luzies Geschichte hat mich magisch in den Bann gezogen und ich hatte das Gefühl, selbst durch die Straßen von Wien zu schreiten. Klare Empfehlung!

5 Kommentare:

  1. Hallo Jessi,

    es freut mich, dass du es zumindest gedanklich zu mir nach Österreich geschafft hast. :D Wenn ich deine Rezension so lese, muss ich mir gleich eine Melange gönnen. :) Ja, wir waren in der NS-Zeit mittendrin und mehr als nur dabei. :( Schön, dass dich die Autorin so fesseln konnte.

    Liebe Grüße,
    Nicole

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    1. Huhu Nicole!

      Ja, es war echt interessant zu erfahren, welche Rolle doch Österreich im Krieg gespielt hat und inwiefern der Faschismus hier auch Wellen geschlagen hat. Ich fand das Thema echt spannend!

      Und wie fies, ich will auch eine Melange :D Hab ich hier in Deutschland echt noch nie gesehen! :D (Genau wie diese Sachertorte! :D Die muss echt lecker sein!)

      Liebe Grüße
      Jessi

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    2. Hallo Jessi,

      Sachertorte ist wirklich gut. Dazu gehört eine Portion Schlagobers (Sahne), dann ist sie perfekt. :) In Österreich haben wir eine sehr ausgeprägte Kaffee(haus)kultur - die fängt bei der Melange erst an! :D Sollte es dich irgendwann mal hierher verschlagen, gehen wir Sachertorte essen und Melange trinken. :)

      Liebe Grüße,
      Nicole

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    3. Huhu Nicole :D

      Oh ja, das müssen wir unbedingt machen! Österreich interessiert mich auf jeden Fall (und das nicht u wegen den vielen Leckerein! ;)) Ich hab mir aber letztens echt den Wiki-Eintrag zu Sachertorte durchgelesen! :D Ihr nehmt das mit der Torte und dem Original in Wien ja echt sehr ernst! :D Aber du weißt sicher, wo es die beste gibt! ;)

      Liebe Grüße
      Jessi

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    4. Hallo Jessi,

      ähm, ja, bei Kaffee und Mehlspeisen hört für uns der Spaß auf. :D Und ich kenne mindestens eine gute Adresse, wo man herrliche Sachertorte kriegt. :)

      Liebe Grüße,
      Nicole

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