Samstag, 4. Dezember 2021

[Rezension] Am Tag danach - Prose Francine

 


Titel: Am Tag danach

Autor:  Prose Francine

Genre: Roman, Jugendbuch
Erscheinungsjahr: 2009
Anzahl der Seiten: 288
Cover und Inhalsangabe: © Ravensburger Verlag

Begonnen: 02.10.2021
Beendet: 04.11.2021


"Tom und seine Freunde können es kaum fassen: An der benachbarten High School gab es einen Amoklauf. Obwohl an Toms Schule alles ruhig bleibt, beginnt man dort, die Schüler auf Schritt und Tritt zu überwachen. Taschen werden durchsucht, Kameras installiert, wer aufmuckt, wird bestraft. Als auch noch Toms bester Freund Silas spurlos verschwindet, beginnt er heimlich nachzuforschen. Noch ahnt er nicht, dass Silas' Schicksal nur der Anfang ist."




Alles beginnt mit einem Amoklauf an der benachbarten Schule. Tom und seine Freunde sind entsetzt über die Tat, ahnen aber noch nicht, dass sich dadurch auch ihr Leben schlagartig verändern soll. An ihrer eigenen Schule kommt es plötzlich zu zahlreichen neuen Regeln, die den Alltag komplett verändern. Plötzlich gibt es Kontrollen am Eingang, stichprobenartige Drogentest und eine neue Kleiderordnung. Es kommt zu einer ständigen Überwachung und zu harten Strafen für all jene, die sich nicht anpassen wollen ...

Francine Prose hat hier einen sehr eindringlichen und auch erschreckenden Jugendroman verfasst, der perfekt in die heutige Zeit passt. Als Protagonist tritt hier ein ganz normaler Junge auf, der gar nicht einmal

besonders intelligent oder nachdenklich ist. Anfangs passt Tom sich an die neuen Regeln an, um Ärger zu vermeiden, doch irgendwann wird der Druck, der besonders von dem Krisen- und Katastrophenberater Dr. Willner ausgeht, zu groß. Erste Schüler werden in Erziehungscamps geschickt, Lehrer verschwinden von einem Tag auf den anderen und eine eigene Meinung ist unerwünscht ...

Ich hatte beim Lesen hier oft eine Gänsehaut, denn natürlich sind die Parallelen zu gewissen historischen Ereignissen aber auch der aktuellen Lage sehr deutlich zu erkennen. Allzu weit von der Realität ist dieses Buch nicht entfernt.

Erschreckt hat mich, wie leicht es doch ist, Menschen zu manipulieren und sie dazu zu bringen, Dinge einfach nicht mehr zu hinterfragen. Tagtäglich bekommen die Eltern der Schüler eine Email mit den neuen Regeln geschickt. Teilweise dringen diese Regeln sehr tief in das individuelle Leben ein. So werden beispielsweise Bücher wie Sallingers "Der Fänger im Roggen" verboten und auch gewisse Musik wird plötzlich als gefährlich eingestuft.

Auf sehr spannende Art und Weise erzählt die Geschichte nun, wie Tom und seine Freunde mit den neuen Regeln klarkommen, aber auch wie sie langsam den Mut aufbringen, Dinge zu hinterfragen und auch einmal Widerstand zu leisten. Das Ende ist hierbei offen und fordert den Leser dazu heraus, selbst zu entscheiden, ob eine solche Welt wirklich funktionieren kann.

Sehr schön wird in diesem Roman auch deutlich, dass Menschen sich einer Gefahr erst bewusst werden, wenn etwas in ihrem unmittelbaren Umfeld passiert. Wäre der Amoklauf in einem anderen Bundesstaat passiert, wäre es wohl nicht zu diesen Veränderungen gekommen. Kritisch betrachtet die Autorin hier eine Gesellschaft, die sich größtenteils leiten lässt, ja, die alles einfach hinnimmt und nicht mehr den Mut hat, anders zu sein. Das Buch hat mich beim Lesen wirklich stellenweise sehr wütend gemacht, denn ich glaube, wir werden auch in der heutigen Zeit oft dazu gedrängt, gewisse Ansichten und Meinungen anzunehmen, um letztendlich ein "perfektes" oder eher gehöriges Mitglied dieser Gesellschaft zu sein ...


"Am Tag danach" ist ein sehr eindringlicher Jugendroman über eine Schule, an der es nach einem Amoklauf im benachbarten Ort neue Regeln und Strafen gibt, die darauf abzielen, aus den Jugendlichen perfekte Mitglieder der Gesellschaft zu machen ... Sehr eindringlich und intensiv und leider immer noch aktuell. 

Ich vergebe 5 von 5.


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