Donnerstag, 30. Dezember 2021

[Rezension] Alles, was er wollte - Anita Shreve

  


Titel: Alles, was er wollte

Autor:   Anita Shreve

Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 2004
Anzahl der Seiten: 384
Cover: © Piper

Begonnen: 30.11.2021
Beendet: 03.12..2021




In diesem Jahr habe ich Anita Shreve für mich entdeckt, die mich mit "Eine Hochzeit im Dezember" bereits begeistern konnte. Ihr Stil - so musste ich auch nach dieser Lektüre feststellen - ist ungemein melancholisch und an einigen Stellen auch recht kühl. Dennoch besitzen ihre Geschichten einen Sog und eine Intensität, der ich mich als Leser kaum entziehen konnte.

"Alles, was er wollte" beginnt mit einem Hotelbrand im Jahre 1899. In der ganzen Aufregung sieht Nicholas eine Frau, zu der er sich sofort hingezogen fühlt. Er will sie besitzen und bemüht sich, sie für sich zu gewinnen. Irgendwann stimmt Etna zu, ihn zu heiraten, auch wenn sie gleich mit der bitteren Wahrheit rausrückt, dass sie ihn wohl niemals aufrichtig lieben kann. Kann eine solche doch sehr einseitige Ehe überhaupt funktionieren? Und welchen Wert haben erzwungene Gefühle letztendlich? 

Nicholas ist sicherlich kein leichter und auch kein wirklich sympathischer Charakter. Er scheint es gewohnt zu sein, all das zu bekommen, was er will und dabei denkt er nur wenig an seine Mitmenschen. Auf sehr eindringliche Weise zeigt seine Geschichte hier auf, dass es gewisse Dinge gibt, die man einfach nicht erzwingen kann.

Etna selbst bleibt lange Zeit im Schatten, bevor sie erkennt, dass sich sich selbst in einem goldenen Käfig begeben hat. Auch sie trägt einen Teil der Schuld. Mir taten beim Lesen besonders die Kinder von Nicholas und Etna leid, die in solch einer zerrütteten Familie aufwachsen müssen.

Die Zeitepoche selbst wurde von der Autorin hier gut eingefangen. Es ist eine Zeit des Wandels, in der Frauen mehr Entscheidungsfreiheiten besitzen, aber dennoch noch nicht wirklich "frei" sein dürfen. Die Geschichte verläuft bist zum Ende sehr ruhig und es gibt auch einige Abschnitte, die etwa in die Länge gezogen wirken, besonders jene, in denen es um Nicholas Arbeit in der Fakultät geht. Nach dem zweiten Buch der Autorin muss ich sagen, dass ihr Stil sicherlich nicht für jeden Leser geeignet ist. "Alles, was er wollte" ist keine leichte Geschichte, denn sie ist sehr melancholisch, teilweise sogar pessimistisch und mit Charakteren ausgeschmückt, die allesamt voller Fehler sind. Aber genau das hat für mich hier den Reiz ausgemacht, zeigt Anita Shreve hier doch sehr schön auf, in welche Sackgassen wir uns selbst oft befördern ...



Auch mein zweites Buch von Anita Shreve konnte mich in den Bann ziehen. Es ist die Geschichte einer Ehe, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist und von den Fehlern, die wir Menschen eben begehen, wenn wir etwas zu sehr wollen ... Empfehlenswert, wenn auch sehr melancholisch!


Ich vergebe 4 von 5.


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