Titel: Total blauäugig
Autor: Sophie Brandes
Genre: Roman
Erscheinungsjahr: 1988
Anzahl der Seiten: 216
Cover: © Beltz und Gelberg
Begonnen: 02.01.2022
Beendet: 04.01..2022
"Total Blauäugig" beginnt mit einer Vergewaltigung. Marieluise versteht nicht, was genau ihr wiederfahren ist und sie gibt sich selbst auch keine Gelegenheit, das Erlebte zu verarbeiten. Plötzlich weiß sie nicht mehr, was sie mit ihrem Leben anfangen soll, aber eins wird ihr klar: Sie will einfach nur weg. So geht sie als Au-Pair nach Paris, doch die Erinnerungen verfolgen sie ...
Mit dem Schreibstil von Sophie Brandes hatte ich bei diesem doch sehr alten Jugendbuch große Probleme. Alles ist sehr umgangssprachlich und liest sich, als wäre es direkt dem Kopf der Protagonistin entsprungen, die übrigens in Dialogen nur selten vollständige Sätze zusammenbekommt. Auf der einen Seite passt das natürlich zur Thematik, auf der anderen hat es dieses Buch doch zu einer sehr anstrengenden Lektüre gemacht.
Die Autorin beschreibt hier sehr eindringlich und ehrlich die Auswirkungen einer Vergewaltigung auf die Psyche einer Heranwachsenden. Das Problem ist allerdings, dass der Leser Marieluise erst nach der Vergewaltigung kennenlernt und sie eben durchwegs in diesem depressiven Zustand wahrnimmt. Sie ist und bleibt zudem sehr "blauäugig" (naiv), gleichzeitig wirkt sie aber auch furchtbar frustriert und irgendwie auch unmotiviert und etwas dümmlich. Zudem liegt ihr die Arbeit als Au-Pair nicht wirklich und sie ist plötzlich in einem Leben gefangen, das ihr nicht gefällt. Darauf, dass sie selbst für eine Veränderung sorgen muss, kommt sie leider nicht ...
Der große Wendepunkt kam mir etwas zu konstruiert vor, da mir auch hier ein eigener Antrieb der Protagonistin fehlte. Aus diesem Grund würde ich das Buch auch nicht unbedingt Leuten empfehlen, die sensibel auf dieses Thema reagieren oder gar eigene Erfahrungen gesammelt haben. Es ist doch in erster Linie ein Jugendbuch, in dem es um Liebe, Zusammenhalt und Freundschaft geht und das einfach nur aufzeigen will, dass das Leben immer irgendwie weitergeht ...
"Total Blauäugig" ist die passende Bezeichnung für die Protagonistin, die hier nach einer Vergewaltigung sehr verloren als Au-Pair durch Paris streift ... Durch den Schreibstil leider eine sehr anstrengende Lektüre, dir zwar einige interessante Ansätze präsentiert, aber viel zu wirr wirkt ...
Ich vergebe 3 von 5. |
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